Fabig, Jörg

Schlagzeug ist Vielfalt, Klang, Abenteuer

Der Schlagzeugunterricht muss das gesamte Instrumentarium in seiner ganzen Breite nutzen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 5/2013 , Seite 06

Die Vielfältigkeit des Instruments “Schlagzeug” im Unterricht abzubilden, bedarf einer sehr ­breiten und umfassenden Ausbildung der Lehr­kräfte und ist eine große Herausforderung für Pädagogen und Institu­tionen. Die Anmeldezahlen an Musikschulen und die Teilnehmer­zahlen am Wettbewerb “Jugend musiziert” belegen eindrucksvoll den ungebrochenen Schlagzeug-Boom. Doch die “klassische” Hochschulaus­bildung zum Instrumentalpädago­gen für Schlagzeug hat ihr Soll noch lange nicht erfüllt, und so ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Schlagzeug­lehrkräfte an öffentlichen und privaten Musikschulen mangels breiterer Ausbildung aus eigenem Antrieb den Unterricht auf das Drumset begrenzt.

Die Komplexität der Aufgabe, „Schlagzeug“- oder „Schlag­werkunterricht“ zu erteilen, ergibt sich in der Regel schon beim ersten Kontakt mit dem potenziellen Schüler und dessen Eltern. Fast immer besteht der Wunsch, Drumset zu erlernen, und das Idiom „Schlagzeug“ wird als deutsche Entsprechung verwendet. Leider wird selbst unter ausgebildeten InstrumentalpädagogInnen diese begriffliche Unklarheit nicht immer ausgeräumt, und ich plädiere dafür, mangels einer adäquaten und Klarheit schaffenden Übersetzung auch im Deutschen vom „Drumset“ zu sprechen, wenn wir die übliche Kombination aus (mindestens) Bass Drum, Hi-Hat, Snare Drum und eventuell weiteren Becken und Trommeln (Tomtoms) meinen.
Nun lässt sich aber Schlagzeugunterricht nicht auf das Drumset beschränken, und ähnlich wie in den vergangenen ca. 120 Jahren Musikgeschichte die Anforderungen an den Schlagzeuger im Orchester, Kammer­orchester und Kammerensemble stetig gewachsen sind, wurde auch das Aufgabenspektrum von InstrumentalpädagogInnen ständig erweitert. An dieser Stelle sei erwähnt, dass eine akademische Ausbildung zum Instrumentalpädagogen bzw. zur -pädagogin für Schlagzeug in Deutschland noch vergleichsweise jung ist und erst in den 1970er Jahren eine Vielzahl prominenter SchlagzeugerInnen an Curriculae gearbeitet hat, die teilweise zumindest auf dem Papier (Literaturliste „Jugend musiziert“) noch heute Bestand haben und aufgrund ihres Abstands zur Praxis dringend auf den Prüfstand gehören.

Ausbildungsbereiche

Im Rahmenlehrplan des Verbands deutscher Musikschulen (Neuauflage im Jahr 2001, Revision geplant bis spätestens 2016) ist es gelungen, die Ausbildungsbereiche sinnvoll abzugrenzen. Die Lerninhalte wurden in den üblichen drei Stufen abgebildet und dabei die Problematik zumindest angerissen, dass ein progressives Fortschreiten in den Teilbereichen der Ausbildung sehr stark von individueller Schwerpunktsetzung (des Schülers und der Lehrkraft) sowie äußeren Faktoren abhängt. Im Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen wurde mit den Prüfungsrichtlinien für die Freiwilligen Leistungsprüfungen in „Schlagzeug und Perkussion“ eine äußerst differenzierte, fünffach gestufte Anforderungs- und Literaturliste für die Musikschulausbildung erarbeitet.1 Der Fachverband Percussion Creativ hat im Jahr 2009 mit seinem „Trommelpass“2 ein weiteres, sehr aktuelles und am tatsächlichen Unterrichtsgeschehen ausgerichtetes Lernstufensystem vorgelegt. All diese Lehrpläne differenzieren die Schlagzeugausbildung in die Bereiche Snare Drum (kleine Trommel), Drumset, Mallets, Setup, Pauken und World Percussion, die nun etwas genauer betrachtet werden sollen.

1 www.musikschulen-bayern.de/leistung/FLP_instrumente_Neu/ schlagzeug_perkussion.pdf
2 www.trommelpass.de; siehe Jörg Fabig: „Miteinander und Begegnung stehen im Vordergrund. Der Fachverband Percussion Creativ möchte mit dem ,Trommelpass‘ einen europäischen Ausbildungs­standard etablieren“, in: üben & musizieren 6/2009, S. 38 f.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2013.