Pinksterboer, Hugo

Schott Praxis-Guide Klavier

Das komplette Know-how für Ihr Instrument

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2010
erschienen in: üben & musizieren 6/2010 , Seite 60

Der vorliegende, aus dem Englischen übersetzte Band wendet sich hauptsächlich an klavierinteressierte Laien, in einzelnen Kapiteln wohl auch an fortgeschrittene bzw. professionelle Pianisten. Die Themen sind breit gefächert: von der Geschichte des Instruments und Fragen des Klavierbaus über Ratschläge für den Kauf und die Pflege von Instrumenten und dem notwendigen Zubehör bis hin zur Fachterminologie und einer umfangreichen Akkordtabelle mit den englischen Akkordbezeichnungen aller Töne der chromatischen Skala. Außerdem gibt es Informationen zum Klavierunterricht (z. B. zur Lehrersuche), Hinweise zum Üben und weiterführende Literaturempfehlungen. Zahlreiche Zeichnungen fördern das Verständnis der beschriebenen Sachverhalte.
An verschiedenen Stellen wird auf Web-Codes verwiesen, bei denen man Videos und ergänzende Informationen zu den entsprechenden Themen finden kann. Diese Videos sind allerdings sehr kurz und nicht besonders aussagekräftig. Insgesamt kann man sicher davon ausgehen, dass das Inhaltsverzeichnis sofort Interesse wecken wird, die einzelnen Kapitel sind dann aber doch von unterschiedlicher Qualität.
Ärgerlich sind einige der aufgeführten Kriterien für die Lehrerwahl: Der zukünftige Schüler soll z. B. herausbekommen, ob der in Aussicht genommene Lehrer auch dann unterrichtet, wenn „nur zum Spaß“ gespielt wird, oder „ob mindestens 3 Stunden am Tag geübt werden soll“; und ob der Schüler „erst zwei Jahre lang Tonleitern üben“ oder „so bald wie möglich auf der Bühne stehen soll“. Solche plakativen Äußerungen haben in einer seriösen Publikation eigentlich nichts zu suchen. Auch wenn es um die verschiedenen Klavierstühle und -bänke geht, die im Handel sind, fehlt die richtige Beratung: Denn sonst müsste eigentlich vor den völlig ungeeigneten runden Drehhockern und den nicht höhenverstellbaren Bänken gewarnt werden.
Auf Seite 22 gibt es ein falsches Notenbeispiel aus der C-Dur-Sonatine von Clementi op. 36 Nr. 1 (das Stück steht nicht in F-Dur, wie das Beispiel suggeriert, aber wenn es in F-Dur stünde, müsste es wenigstens das dazugehörige Vorzeichen haben, welches hier fehlt). Dass das mittlere Pedal am Flügel auch „Bach-Pedal“ heißen soll, stimmt für den deutschsprachigen Raum nicht. Der Name könnte Unerfahrene auf den Gedanken bringen, dass solch ein Pedal in der Musik von Bach vorgesehen ist. Falsch oder zumindest unpräzise ist die Formulierung, dass dieses mittlere Pedal „die Dämpfer hebt“, denn es fixiert ja lediglich die bereits gehobenen Dämpfer.
So gibt es neben vielen wissenswerten Informationen leider auch oberflächliche Passagen, was trotz der notwendigen Kürze im Rahmen eines solchen Handbuchs vermeidbar gewesen wäre, vor allem, wenn man die große Zahl der fachkundigen Berater für diese Publikation sieht.
Linde Großmann