Müller, Martin
Sechs Stücke für 3 Gitarren
Partitur und Stimmen
Neugierig macht der etwas spröde Titel Sechs Stücke für 3 Gitarren nicht wirklich, doch das Aufschlagen und Durchblättern durch Martin Müllers Neuerscheinung lohnt sich sehr. Müller vereint sechs Stücke ganz unterschiedlicher Charaktere, von groovigen, jazzigen Rhythmen bis hin zu südamerikanisch angehauchten Kompositionen.
Müller weiß den Wert des Spielens im Gitarrenensemble sehr zu schätzen, muss sich doch keiner gegenüber anderen Instrumenten behaupten. Man ist im Grunde unter sich und kann sich auf das eigene Instrument konzentrieren. Müller vergleicht das Musizieren im Gitarrenensemble mit einem Kreis interessanter Persönlichkeiten mit anspruchsvollem Gesprächsthema. Man fühlt sich an Goethes berühmtes Zitat zum Musizieren im Streichquartett erinnert: „Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen.“
Müllers sechs Stücke sind etwa im unteren bis mittleren Schwierigkeitsgrad angesiedelt. Es gibt kompliziertere Stimmen, doch finden sich immer auch leichtere in der ersten Lage ohne rhythmische Finessen, die Ensemble-Einsteigern ein Mitmusizieren ermöglichen. Die Ausgabe ist übersichtlich und benutzerfreundlich angeordnet und gut lesbar, Einzelstimmen liegen bei. Kleine Ungenauigkeiten im Notensatz fallen nicht groß ins Gewicht.
Itaparica, der beschwingte, tänzerisch gehaltene Eröffnungstitel, startet gleich mit einem kniffligen, synkopierten Rhythmus in der ersten Gitarre, im Verlauf geht es hoch in die fünfte Lage. Die zweiten und dritten Stimmen bleiben dagegen in überschaubarem Schwierigkeitsgrad in der ersten Lage.
Mikado will mit Schwung gespielt werden und ist ziemlich anspruchsvoll. Die erste Stimme geht auch mal bis zum zwölften Bund im Flageolett. Die Gitarristen müssen auch hier mit wachen Ohren musizieren und wirklich gut aufeinander eingespielt sein, denn wer nicht im Timing bleibt, bringt das ganze Ensemble schnell durcheinander. Mikado ist sehr wirkungsvoll und bringt bestimmt, auch durch perkussive Effekte und große dynamische Detailfreude, viel Spielfreude.
Den Abschluss der Sammlung bildet Wide – eine aufgeräumte, ruhige Komposition zum Träumen über einer unkomplizierten ostinaten Bassfigur. Auch hier können noch nicht weit fortgeschrittene SpielerInnen schöne Musik gestalten.
Die übrigen drei Titel stehen den genannten in nichts nach. Martin Müller legt mit seinem Trioheft eine schöne Sammlung vor, die das Aufeinander-Hören trainiert und die NachwuchsmusikerInnen mit interessanten, manchmal auch überraschenden Klängen bei Laune hält. Fürs Publikum sind Müllers Kompositionen abwechslungsreich und unterhaltsam anzuhören, sie eignen sich also auch bestens als Beitrag im Musikschulkonzert.
Uwe Sandvoß