Brand, Marc
„Sie hat mir gezeigt, dass das Spielen Spaß macht“
Im Modell „Uebe-Coaching“ sind Jugendliche ideale LernpartnerInnen von Kindern
In der instrumentalpädagogischen Praxis zeigt sich häufig, dass Kinder zuhause wenig spielen und das Üben unbefriedigend ausfällt. Die Kinder verlassen den Unterrichtsraum der Musikschule vielleicht hochmotiviert, aber fehlende oder ungeeignete Übestrukturen zuhause lassen regelmäßiges Spielen nicht zu. Für andere Kinder – nennen wir sie „soziale Lerntypen“ – ist gemeinsames Spielen Voraussetzung für einen Lernprozess; beim häuslichen Üben fehlt ihnen die menschliche und musikalische Interaktion. Schließlich schafft die Schnittstelle Unterricht/häusliches Üben für einige Kinder Probleme, denn bei einer Unterrichtsdauer von 25 bis 30 Minuten bei AnfängerInnen und etwa 15 bis 18 Unterrichtsstunden pro Semester bleibt der Lehrkraft wenig Zeit, um Aufgaben sachgerecht und für den Nachvollzug zuhause angemessen zu vermitteln. Ein Kind äußerte mir gegenüber: „Ich habe nicht so gerne geübt, vor allem, wenn ich ein neues Lied bekommen habe und nicht recht gewusst habe, wie anfangen…“
Diese Aussage dokumentierte ich während eines Forschungsprojekts der Hochschule Luzern – Musik. In den vergangenen beiden Jahren habe ich in diesem Rahmen das polyfunktionale Modell „Uebe-Coaching“ für spezifische Lernfelder bei Kindern und Jugendlichen entwickelt, es in einem ländlichen Ort mit Zentrumsfunktion einem Praxistest unterzogen und diesen wissenschaftlich ausgewertet. Beim „Uebe-Coaching“ begeben sich jugendliche SchülerInnen einmal pro Woche zu einem das gleiche Instrument erlernenden Kind nach Hause, um mit ihm zu spielen und zu üben. Die Anzahl der „Lektionen“, die ein Kind durch dieses Coaching zusätzlich erhält, verdoppelt den „Unterricht“ auf 30 bis 36 Einheiten pro Semester, das Kontrollintervall beim individuellen Üben der Kinder wird um die Hälfte verkürzt (wobei allerdings der Unterschied von LehrerIn und jugendlichem Coach zu beachten ist).
Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2011.