Tschuggnall, Christian / Markus Ehrlich

Smart Practicing

Ein Improvisationskurs für alle Instrumente im Violinschlüssel, mit iOS-App

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2020
erschienen in: üben & musizieren 4/2021 , Seite 60

Smart Practicing ist ein Improvisationskurs für Melodie-Instrumente, der sich an AnfängerInnen und Fortgeschrittene richtet. Thema ist die Improvisation über Akkorde und tonale Strukturen. Der Band wurde mit einer dazugehörigen App konzipiert und kann sinnvoll ausschließlich zusammen mit dieser App verwendet werden. Die App lässt sich auch für transponierende Instrumente (z. B. Tenorsaxofon, Altsaxofon, Trompete) unkomp­liziert modifizieren. Online kann man sich hier Übungen aufrufen, welche auf die Erläuterungen im Band aufbauen und gleichzeitig das harmonische und rhythmische Gerüst zum Improvisieren liefern.
Die Beispielübungen sind in einen beliebigen Schwierigkeitsgrad transformierbar, indem jeweils Taktarten, Tempi, Tonarten und Stilistik variiert werden können. Jeder Übung ist ein entsprechendes Hörbeispiel zur Seite gestellt. Das damit verbundene Prinzip des imitierenden Lernens ist gerade für den Improvisationsbereich gut geeignet.
Voran stellen die Herausgeber ein motivierendes Vorwort, das Einstiegshemmungen und die Akzeptanz gegenüber der eigenen Fehlbarkeit thematisiert. Auf der anderen Seite wird betont, dass souveräne Improvisation ihr Handwerk braucht und Meisterschaft auch in diesem Bereich selbstverständlich nicht vom Himmel fällt.
In diesem Sinne werden mit fortschreitender Schwierigkeit folgende Themen behandelt: Modales Improvisieren, Improvisation über die Blues-Form, Finden und Variieren rhythmischer und melodischer Motive, Kirchentonleitern und Skalen, Konzepte zur Bearbeitung rhythmischer Motive, Improvisation über gängige Akkordfolgen.
Im Anhang findet sich ein Theorieteil zum Nachschlagen, der in komprimierter Form Intervalle, Skalen und Akkorde durchgeht, Diatonik und Akkordverbindungen thematisiert, die im Lehrwerk besprochen werden.
Auf Neueinsteiger könnte das Lehrbuch etwas einschüchternd wirken, da die angekündigte „Niederschwelligkeit“ dem Vermögen durchschnittlicher AnfängerInnen eventuell nicht entspricht. Im autodidaktischen Alleingang ist die Schule in den Praxisbeispielen etwas zu unbeweglich und in der Theorie nicht selbsterklärend genug bzw. zu schnell voranschreitend. Voraussetzung für ein erfolgreiches Eingrooven wäre in jedem Fall, parallel lebendige und inspirierende Hörbeispiele zu haben, denn pur und im Alleingang bleibt auch die beste Schule Trockenkost. Daher erscheint der Lehrgang insbesondere für den Unterricht mit einer erfahrenen Lehrperson geeignet. Die Übungen, gemeinsam besprochen, lassen sich aus der App abspeichern und unkompliziert teilen. So genutzt können sie eine gute Basis und motivierende Unterstützung für das Üben sein.
Anja Kleinmichel