Debussy, Claude
Sonate g-Moll
für Fagott und Klavier, arr. von Theo Plath
Musik, Technik und Extreme machen Lust auf Claude Debussys berühmte Violinsonate in einer Fassung für Fagott und Klavier, erschienen im jungen ambitionierten Fahora-Verlag, der auf Kammermusik mit Fagott spezialisiert ist. Exotismen, schwebende Rhythmik, bewegte Klangflächen und Schattierungen sind in einem intimen Dialog zwischen Melodieinstrument und Klavier verwoben und typisch für impressionistische Musik.
Man staunt, dass FagottistInnen dieses Werk nicht schon längst im Repertoire haben, denn es eignet sich sehr gut. Die vom Original übernommenen Tonarten passen zum Instrument, das Mystische und das Federnde in der Musik lässt sich in der Kombination Fagott und Klavier schön darstellen. Arrangeur ist Theo Plath, Solofagottist des hr-Sinfonieorchesters.
Der Klavierpart wurde original belassen. Das Fagott spielt alles, von einer einzigen Ausnahme abgesehen, eine Oktave tiefer als die Geige. Das stört überhaupt nicht, der Klangraum wird nicht aufgespreizt, er wirkt kompakter. Die von Debussy vorgeschriebenen Glissandi sind auf dem Fagott wunderbar umzusetzen, Geigentremoli spielt das Fagott als Flatterzunge. Ganz nebenbei werden neue Spieltechniken des 20. Jahrhunderts zum selbstverständlichen Ausdrucksmittel.
Agogik und Artikulationen hat Debussy sehr differenziert bezeichnet und Plath hat sie in der vorliegenden Fassung für das Blasinstrument beibehalten. Nur aus „am Griffbrett streichen“ wird „Flageolett“. Aus Flageolett und auch der Angabe „flautando“ ergeben sich für das Fagott zwar keine speziellen Spieltechniken, dennoch sind die Anweisungen für die Interpretation und Art der Ausführung ein wichtiger Hinweis.
Die Anforderungen an die Ausführenden sind hoch. Der Tonumfang in der Fagottstimme reicht immer wieder bis zum d, dis und e in der zweigestrichenen Oktave, fakultativ sogar bis f”. Zu Tonwiederholungen im Staccato über 7 Takte auf c” und cis” gibt es keine Alternative.
In allen Sätzen klingt die gewählte Tonlage vorteilhaft. Die Arpeggien im zweiten Satz liegen erstaunlich gut, ebenso die rollenden Triolenpassagen im dritten. Als Hörerin hat man bei der Bearbeitung nie das Gefühl, es mit einem Kompromiss zu tun zu haben. Selbst die Spieldauer der dreisätzigen Sonate von etwa 14 Minuten ist eine gängige Bläserlänge.
Die Ausgabe ist auf hochwertigem Papier gedruckt, angenehm zu lesen und für das Fagott blätterfreundlich. Auf der Homepage des Fahora-Verlags findet man ein Notenbeispiel und eine Aufnahme mit dem Arrangeur Theo Plath. Dieses Arrangement von Debussys g-Moll-Sonate ist eine willkommene Erweiterung des Fagottrepertoires auf hohem Niveau.
Annette Winker