Habicht, Günter

Sonatine ­„Temperamente“

für Klarinette und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2020
erschienen in: üben & musizieren 4/2021 , Seite 64

Günter Habicht (1916-2010) war in der DDR lange Jahre als Lehrer für Musiktheorie und Klarinette an der Musikschule in Leipzig-Stadt tätig. Seine Kompositionsstudien absolvierte er in Dresden bei Herbert Viecenz und Boris Blacher. Sein Œuvre umfasst überwiegend Literatur für die Musikschularbeit sowie für Blasorchester. Bekannt wurde eine Sinfonietta für Orchester und das Quartettino für Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott, das 1969 in einem Kompositionswettbewerb ausgezeichnet wurde. Im gleichen Jahr ist seine Sonatine „Temperamente“ für Klarinette und Klavier entstanden, die in der Ausgabe von 1975 jetzt wieder in der Edition Breitkopf aufgelegt wurde.
Die Temperamentenlehre hat schon mehrfach Musiker inspiriert. Carl Nielsen und Paul Hindemith sind die prominentesten Vertreter mit sinfonischen Werken. Für seine dreisätzige Sonatine mit der Satzfolge schnell – langsam – schnell hat Habicht die Temperamente des Sanguinikers, des Melancholikers und des Cholerikers ausgewählt. Im eröffnenden Allegro beschreibt er den Ausdrucksbereich mit giocoso noch etwas näher. Der Klarinettenpart wird entsprechend von einer den Tonraum häufig wechselnden Melodieführung und von einem prägnanten Tonwiederholungsmotiv beherrscht. Dieses wird vielfältig verarbeitet. Die vorherrschende Diatonik wird mitunter von chromatischen Läufen durchbrochen. Das Klavier bildet eine stabile harmonische Basis auf Es bzw. B und arbeitet zum Teil mit rhythmisch einheitlichen Begleitfiguren.
Der dem Melancholiker gewidmete zweite Satz ist ein Larghetto con dolore dessen Melodik entsprechend von Halbtonschritten geprägt wird und sich überwiegend im tiefen Register bewegt, währen die Harmonik vielfach wechselt.
Im dritten Satz, einem kleinen Rondo mit burleskem Unterton, stehen sich nachschlagende Klavierakkorde im Wechsel von A- und B-Dur und punktierte Rhythmen in der Klarinette gegenüber. In der Mitte des Satzes kommt es zu einer Verdichtung im Rhythmus und Klaviersatz. Nimmt man den Bezug zum Temperament des Cholerikers ernst, so tritt er in dem Rondo nur in gemilderter Form in Erscheinung, was z. B. der Verzicht auf extreme Dynamikausbrüche zeigt. Die Sonatine endet nach dem Spitzenton fis”’ in der Klarinette mit der Rückkehr nach Es-Dur.
Die kurzweilige, musikantische Sonatine eignet sich gut für die Mittelstufe zur Eingewöhnung in die gemäßigt moderne Musiksprache. Der Klavierpart ist sehr durchsichtig gehalten und kann von etwas erfahrenen KlavierschülerInnen als gleichberechtigte PartnerInnen realisiert werden. Flott gespielt ist das siebenminütige Werk auch ein wirkungsvoller Beitrag in einem Musikschulkonzert.
Heribert Haase