Voigt, Stephan

Spielend Klarinette spielen

Eine Klarinettenschule für die deutsche Klarinette methodisch neu orientiert, Begleitstimmen von Günter Habicht, mit CD/ Spielend Klarinette unterrichten: Erläuterungen für die Lehrerin und den Lehrer (kostenlos erhältlich)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Eigenverlag, Königs Wusterhausen 2009, Bestellung: das-kleine-tonstudio@web.de
erschienen in: üben & musizieren 6/2009 , Seite 61

Wer möchte das nicht, spielend Klarinette lernen? Lässt der Titel dieser Klarinettenschule des Solo-Klarinettisten der Brandenburger Symphoniker, Stephan Voigt, ein Unterrichtswerk erwarten, das auf einer pädagogischen Spieltheorie aufbaut, so wird man schnell eines Anderen belehrt. Die Schule, die sich für AnfängerInnen ab ca. zehn Jahren eignet, erweist sich als eine weitestgehend traditionelle Schule, die aber nach „physiologischen Gesichtspunkten“ aufgebaut sein soll. Diese Leitidee wird jedoch in der Methodik nicht geklärt. Stephan Voigt ist eher der Praktiker, der uns einen Einblick in seinen zielorientierten Unterricht gestattet.
Er hat seine Schule in 36 Wochenlektionen eingeteilt. Das Lehrmaterial besteht fast überwiegend aus selbst verfassten Übungsstücken, Duos und Trios, die in Zusammenarbeit mit Voigts Lehrer Günter Habicht entstanden sind. So eignet sich die Schule gut für den Gruppenunterricht und von Anfang an kann gemeinsam musiziert werden. Die im tonalen Raum verbleibenden, stets musikantischen Stücke sind in den Anfangslektionen mit mehr als zwanzig Takten allerdings etwas zu lang. Die Beschränkung auf eigenes Übungsmaterial ist nicht unproblematisch, denn ein Schüler will nach einer gewissen Zeit auch einmal ihm bekannte Lieder (nicht nur Weihnachtslieder) oder Melodien spielen.
Zu jeder Lektion gibt es den so genannten „Tummelplatz“ mit zusätzlichen Stücken, Tonergänzungsübungen oder kleinen Gestaltungsaufgaben. Mitunter erscheint „Hugo“, der den Schüler anstiften soll „komische Sachen“ zu machen – leider eine Formulierung, die dem wichtigen freien Spiel, das von „Hugo“ initiiert werden soll, nicht gerecht wird.
Voigt geht in seinen Lektionen zügig voran. In den ersten Stunden vermeidet er Tonrepetitionen und lässt die Töne ohne Zungenanstoß nur „anhauchen“. In der fünften Lektion führt er bereits die a-Klappe ein, in der siebten wird der Zungenstoß begonnen und in der zwölften Lektion beginnt er mit dem Überblasen. Am Ende des Lehrgangs wird der chromatische Tonraum von e bis g” beherrscht.
Im Schülerband gibt es noch einiges zu verbessern: In der dritten Lektion steht ein Trio, das in einer Schülerstimme Töne enthält, die noch nicht eingeführt wurden. Die neuen Töne sollten die Oktavlagenbezeichnungen enthalten. Schnellstens zu verbessern ist die Definition der Tonleiter: „Alle Töne steigen oder fallen im gleichen Abstand.“ Auch manch andere Formulierung müsste korrigiert werden. Das Notenbild ist besonders in Bezug auf die Pausenzeichen verwirrend und uneinheitlich.
In seinem Methodik-Begleitheft liefert der Autor Begründungen für den Aufbau der ersten 18 Lektionen. Eine inhaltliche Straffung auf das Wesentliche würde den Nutzen der Ausführungen, die durchaus sinnvolle Tipps enthalten, erhöhen. Der Schule liegt eine CD bei, die 78 Stücke in der Originalgestalt enthält. Wer sich noch ein genaueres Bild von Spielend Klarinette spielen machen möchte, kann unter www.tonstudio-kw.de Probeseiten und die Methodik herunterladen.
Heribert Haase