Koch, Felix

SpirituosoBarock

Professionelles Konzertergebnis durch Teamteaching an der Hochschule für Musik Mainz

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 3/2025 , Online-Beitrag 08

Das Konzept SpirituosoBarock ermöglicht den Studierenden in drei aufeinander aufbauenden Lern- und Erprobungsphasen durch ein speziell entwickeltes Teamteaching-Modell ein professionelles Konzertergebnis im Bereich der Historischen Interpretationspraxis:
Phase 1: Erprobung des historischen Instrumentariums mit den spezifischen Anforderungen und Spieltechniken. Hier wird in Einzel- und Kleingruppenunterricht die spielpraktische Basis gelegt und auf individuellen Förderungsbedarf des einzelnen Studierenden eingegangen. Die Hochschule stellt hierfür historische Instrumente aus dem eigenen Bestand oder Leihinstrumente zur Verfügung.
Die Phase 2 und 3 bindet die Studierenden in gemischte Kammermusikgruppen sowie in ein großes Gesamtorchester ein. Durch die Mitwirkung der Dozierenden im jeweiligen Ensemble/Orchester kann die professionelle Erfahrung direkt und unmittelbar in einer 1:1-Situation weitergegeben werden und ist intensiv erfahrbar. In Teamteaching-Unterrichtseinheiten mit mehr Dozierenden können zeitgleich spezifische Aspekte der verschiedenen Instrumente aus Fachsicht behandelt werden. Die gemeinsamen Gruppen-Reflexionsseminare mit Audio/Video-Aufnahmen von Proben und des Werkstattkonzerts tragen durch einen objektiven Blickwinkel zur Sensibilisierung von Optimierungsprozessen bei. Das DozentInnen-Team besteht aus Mitgliedern des Barockorchesters Neumeyer Consorts, die langjährige gemeinsame Musiziererfahrung pflegen und somit eine gemeinsame „Klangsprache“ sprechen.
Das innovative Teamteaching-Modell erweitert den Blickwinkel über den normalen regulären Einzelunterricht hinaus: Verschieden vernetzte, nach einem aufbauenden Lernprinzip konzipierte Lehr- und Lernphasen mit Einzel- und Gruppenunterricht, der Einsatz von digitalen Medien zur Einzel- und Gruppenreflexion sowie das Übernehmen von Verantwortung in kammermusikalischen Formationen tragen nachhaltig zur Professionalisierung der musikalischen Fähigkeiten im Bereich der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts bei. Dabei spiegelt sich der aktuelle Forschungsstand der „Historisch Informierten Interpretationspraxis“ in den Lehrsituationen durch die Einbindung eines internationalen DozentInnen-Teams wider. Das gemeinsame Musizieren von Studierenden und Lehrenden sowie das gemeinsame Unterrichten mehrerer Lehrenden in einer Unterrichtssequenz überwindet Barrieren zwischen Lehrenden und Studierenden, fördert einen kommunikativen Diskurs zu Problemstellungen im Bereich der Spielpraxis sowie der musikalischen Klangsprache und nimmt im Besonderen das musikalische Miteinander in den Fokus.
Das Konzept kann als Modell auf alle Bereiche des gemeinsamen Musizierens aller Stilepochen und musikalischen Gruppen übertragen werden. Auf diese Weise vermittelte „Historisch Informierte Interpretationspraxis“ legt den Grundstein für das Verständnis musikalischer Strukturen aller nachfolgenden Epochen, fördert das gemeinsame Musizieren und erhöht die Möglichkeiten im beruflichen Kontext. SpirituosoBarock wurde 2025 als besonders innovatives Lehrkonzept ausgezeichnet und in das Förderprogramm des Gutenberg Lehrkolleg der Universität Mainz aufgenommen.

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