Bossen, Anja / Birgit Jank (Hg.)
Sprache im Musikunterricht
Ausgewählte Aspekte sprachbewussten Handelns im Kontext von Inklusion
Das Nachdenken über Sprache und Musik sowie über die Sprache, mit der über Musik geredet wird, hat eine lange Tradition und erfreut sich auch im aktuellen musikpädagogischen Diskurs einer zunehmenden Thematisierung. Gerade im Zuge von Inklusion und der Anforderung von Sprachbildung in jedem Fach gewinnt dieses Thema immer mehr an Bedeutung.
Als Teil dieser Diskussion und als erster von drei Bänden zum Potsdamer Schwerpunkt „Musikarbeit im Kontext von Inklusion, Integration und Partizipation“ versteht sich der Sammelband Sprache im Musikunterricht von Anja Bossen und Birgit Jank, der vorrangig als Studienmaterial für Lehramtsstudierende konzipiert ist. Ausgehend von einleitenden Gedanken mit potenziellen Forschungsschwerpunkten leistet Anja Bossen eine systematische Darstellung aktuell relevanter musikpädagogischer Forschung der vergangenen Jahre in Bezug auf die Konzeptionierung eines sprachsensiblen Musikunterrichts, der einen Überblick über den fachlichen Diskurs bietet und zugleich als Rahmung der darauffolgenden Beiträge verstanden werden kann. Aufgezeigte Forschungsdesiderate fordern WissenschaftlerInnen zu weiteren Forschungsprojekten auf und regen gleichwohl LehrerInnen sowie Studierende zum Nachdenken über Schule, den eigenen Unterricht und das eigene Unterrichtshandeln an.
Im Anschluss werden drei Forschungsprojekte vorgestellt, die sich dem Thema Sprache im Musikunterricht jeweils aus einer ganz anderen Perspektive nähern. Georg Biegholdt diskutiert die Begriffe Alltagssprache, Bildungssprache und Fachsprache und knüpft schließlich an der interessanten Idee einer Unterrichts- bzw. Lerngruppensprache an, die er in Bezug auf den Musikunterricht ausführt und weiterentwickelt. Christin Tellisch stellt hingegen an ausgewählten Fallbeispielen sowie vor allem mithilfe statistischer Visualisierungen einige teils schockierende Ergebnisse ihres Forschungsprojekts zum Sprachhandeln von MusiklehrerInnen vor, die in erster Linie zu Beobachtungen und Reflexionen eigenen unterrichtlichen Sprachhandelns in Bezug auf Anerkennung und Verletzung einladen. Aus einer weiteren Perspektive entwickelt schließlich Brigitte Steinmann theoretisch und mithilfe von kurzen Beispielen Potenziale der Spracherwerbsförderung durch Rhythmik bei Andershörigkeit oder Fremdsprachigkeit.
Dieser Sammelband bietet aufgrund der ausführlichen Darstellung des Forschungsstands einen guten Einstieg in das Themenfeld. Die drei vorgestellten Forschungsprojekte entwickeln dazu wichtige Gedanken und Ideen. Die gewählten Aspekte sprachbewussten Handelns werden in unterschiedlichem Maße explizit im Kontext von Inklusion thematisiert. Sie unterstreichen jedoch die Relevanz weiterer musikpädagogischer Forschung sowie musikpädagogischen Nachdenkens.
Sebastian Herbst