"MusiverS": Musikvermittlung für alle Sinne

Beier, Sarah-Lisa / Katharina Bradler / Adele Pätz / Johanna Thomanek

„Sternenwanderung“ und „MusiverS“

Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden: Einblicke in ein Bachelor- und Masterprojekt

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 04

Ob Instrumental- und Gesangsunterricht one to one, Klassenmusizieren oder inklusive Musikvermittlungsprojekte: In den musikpädagogischen Studienangeboten der Fachrichtung Künstlerisch-Pädagogische Ausbildung an der Hochschule für Musik Dresden gibt es zahlreiche Möglichkeiten, individuelle Praxiserfahrung zu sammeln. Im Folgenden werden exemplarisch zwei Projekte aus dem Bereich Musikvermittlung vorgestellt.

Der Bachelor Instrumental- und Gesangspädagogik qualifiziert für das Unterrichten von Instrumenten/Gesang und ermöglicht gleichzeitig individuelle Schwerpunktsetzungen, die Einblicke in vielfältige Vermittlungsformen geben. Im Sommersemester 2023 entwarfen Studierende instrumentenübergreifende Improvisationen und Kompositionen für Kleinkinder im Alter von zwei bis drei Jahren. Anlass hierfür war die erstmalige Kooperation der Hochschule mit dem theater junge generation in Dresden. Das theater junge generation zählt zu den größten Kinder- und Jugendtheatern in Europa und hat seit 2008 eine Theaterakademie, die Projekte mit Schulen und Kindertagesstätten verwirklicht. Zudem gibt es Produktionen, in denen die Kinder und Jugendlichen selbst auf der Bühne stehen.
Auch das Theaterstück Sternenwanderung ist zum Mitmachen konzipiert worden. Die Berliner Regisseurin Daniella Strasfogel hat für die Kleinkinder klingende Bäume entworfen, die im Bühnenbild zum Ausprobieren und Mitmachen einladen. Die Studierendengruppe hatte hierfür unter der Leitung der Vertretungsprofessorinnen Sarah-Lisa Beier (Musikpädagogik) und Svetlana Smertin (Rhythmik / Elementare Musikpädagogik) Improvisationen zu drei unterschiedlichen Planetenklängen kreiert: zu einem funkelnden Sonnenplaneten, zu einem Tanzplaneten und zu einem Traumplaneten. Die Klänge sind so konzipiert worden, dass sie für vielfältige sinnesübergreifende Erfahrungen verwendet werden konnten.
Für die Premiere bereitete die Studierendengruppe kleinere Kompositionen vor, um im Anschluss an die Sternenwanderung erste Begegnungen mit den „großen“ Hauptfachinstrumenten zu ermöglichen: Fagott, Violine, Viola, Gitarre, Gesang und Klavier weckten bei den Zwei- bis Dreijährigen neugieriges Interesse. Die Studierenden konnten durch diese interdisziplinäre Projektarbeit und die Kooperation zwischen den Fachbereichen Instrumental- und Gesangspädagogik und Rhythmik / Elementare Musikpädagogik zukunftsweisende Kompetenzen mit Blick auf die immer jünger werdenden Zielgruppen im Kontext von Musikvermittlung und Musikschularbeit erwerben. Nachfolgende Projekte sind in Planung.
Der Master Musikpädagogik kann in zwei Ausrichtungen studiert werden: Musikvermittlung oder Klassenmusizieren. In beiden Fällen stehen neben dem künstlerischen Schwerpunkt und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen insbesondere eigene Praxisprojekte der Studierenden im Vordergrund. So entwickelten die Studentinnen Adele Pätz und Johanna Thomanek das multisensorische Musikvermittlungsprojekt MusiverS, das sie eigenständig und federführend an der Heilpädagogischen Schule Dresden-Bonnewitz umsetzten und das sie bis in die Finalrunde des Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik brachte. Wichtige Impulse zur Projektgründung erhielten die Studentinnen im Rahmen der Markt-, Recht- und Kommunikationskurse an der Hochschule für Musik. Intensive Betreuung und Unterstützung in der Konzeptgestaltung bekamen die beiden zudem durch Dozierende des Studiengangs wie Katharina Bradler und Martha Benkendorf. Das Hybrid Music Lab bot ihnen durch Einführungskurse sowie das Ausleihen von professioneller Kamera- und Tontechnik die Möglichkeit, das Projekt mit Aufnahmen zu begleiten.
MusikverS hat zum Ziel, ein unmittelbares Erleben von Musik zu ermöglichen, das nicht durch ein Verständnis von Sprache bedingt ist, sondern ein emotionales und leibliches Verstehen in den Vordergrund stellt. Über die Sinne Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören und Sehen werden dabei unterschiedliche Wege des Erlebens von Musik(werken) angeboten. Gleichzeitig werden an den Kooperationsinstitutionen durch die eigene künstlerische Praxis der Studentinnen Konzerte realisiert, die somit direkt vor Ort barrierefrei zugänglich sind. Unter dem Motto „Vier Jahreszeiten für fünf Sinne“ wurde in Bonnewitz jeden Tag eine andere Jahreszeit aus der Sicht von verschiedenen KomponistInnen sinnlich-musikalisch erkundet. Das Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie Studium und Beruf in Dresden miteinander verzahnt werden. Und es scheint nur der Startschuss zu sein: Adele Pätz und Johanna Thomanek planen bereits Folgeprojekte, in denen sie die Zielgruppen noch erweitern. Erste filmische Einblicke gibt es hier: www.musivers.de