Penderecki, Krzysztof

Stettiner Fanfare

für Blechbläser, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 60

Nach der Lichén-Fanfare für Blas­instrumente, die für die Feierlichkeiten zur Weihe des Marienbildes in der Basilika von Lichén 2006 uraufgeführt wurde, legt der von Fachwelt und Publikum gleichermaßen geschätzte Komponist Krzysztof Penderecki nun die Stettiner Fanfare vor. Setzte der mittlerweile 83-Jährige in der Lichén-Fanfare (ebenfalls bei Schott erschienen) noch Holz- und Blechbläser gemeinsam ein, finden sich in der Partitur der hier vorliegenden Komposition ausschließlich Blechbläser: drei Trompeten, vier Hörner, drei Posaunen und Tuba spielen in diesem nur 41 Takte langen Werk.
Wie häufig bei Penderecki sind auch in der Stettiner Fanfare keine Vorzeichen am Beginn des Stücks notiert, obwohl die Musik in heldenhaftem Es-Dur erklingt. Das Opus eröffnet mit einer Trompete solo, die eine achttaktige, beinahe choralartige Phrase bläst. In den darauffolgenden Takten verarbeitet Penderecki seine Eröffnungsmelodie in allen drei Trompeten und lässt die Posaunen zunächst fugenhaft einsteigen, um dem Werk einen logisch-tonalen, harmonischen Unterbau zu verleihen.
Während der erste Abschnitt der Stettiner Fanfare nicht mit einer Tempoangabe versehen ist, wurde der Mittelteil mit „Poco meno mosso e tranquillo“ überschrieben. Im zarten Piano gehalten beginnt dieser mit vier Hörnern, bei denen allerdings (bis auf wenige Töne) das erste Horn vom zweiten Horn gedoppelt wird. Aus instrumentaltechnischen Gründen wäre eine Verdopplung jedoch nicht notwendig gewesen, denn das erste Horn ist, wie auch alle anderen Stimmen dieses Stücks, nicht anstrengend oder technisch anspruchsvoll ge­schrieben. Wer an schwierige Werke für Blechbläser des polnischen Meisters denkt (wie beispielsweise das 2015 uraufgeführte Konzert für Trompete und Orchester), wird angenehm überrascht sein: Penderecki hat diese nur etwa zwei bis drei Minuten dauernde Komposition als „Gebrauchsmusik“ im besten Sinne geschrieben. Somit fügt sich die Stettiner Fanfare in die Reihe leicht zu erarbeitender und dankbar zu musizierender Eröffnungsmusiken ein.
Der Komponist, der gerne als führender Kopf der polnischen Avantgarde bezeichnet wird, hat diese Musik zur Eröffnung des neuen Konzertsaals der Stadt Stettin komponiert. Melodische Vorlagen oder Zitate hat er eigenen Angaben zufolge hierfür nicht verwendet, das Opus bewusst transparent und sehr eingängig gehalten. Das Publikum darf die satten Klänge eines vollen Blechbläser-Satzes genießen sowie sich über die blockhafte Verwendung und Gegenüberstellung der einzelnen Instrumentengruppen freuen. Diese vereinen sich zum jeweiligen Ende eines Teils in einem pompösen Forte oder Fortissimo.
Eine Fanfare, die dankbar zu vielen Anlässen erklingen kann. Für fortgeschrittene MusikschülerInnen eine gut geeignete Herausforderung und eine schöne Bereicherung im Blechbläserrepertoire.
Kristin Thielemann