Stimmgeschichten

Kirsten Maxeiner unterrichtet seit vielen Jahren Gesang und Elementare Musikpädagogik. Dieser Erfahrungsschatz wird in ihrer Veröffentlichung zum Thema Stimmbildung mit Kindern zu einer Synthese geformt, die vielfältige Unterrichtsideen für die erste Begegnung von Kindern mit Musik bietet.
Die wichtigsten Aspekte der vokaltechnischen Ausgestaltung der zwölf Stimmgeschichten, die jeweils den didaktischen Verlauf einer Stunde repräsentieren, werden mit den zentralen Bereichen Haltung, Atmung, Tonerzeu­gung und Resonanz abgedeckt und eingebettet in einen allgemeinen Lernziel­katalog, der die wichtigen sinn­lichen Erfahrungen und motorischen Entwicklungsmöglichkeiten zum Inhalt hat. So gesehen liegt hier ein erfreuliches Modell für einen körperlich ganzheitlichen Einstieg in die Entwicklung des Stimm­organs vor – und nur ein solches wird bei Kindern im Alter ab vier Jahren erfolgversprechend sein können.
Die Schwerpunktstunden, die ein altersangemessenes Stimmtraining zum Inhalt haben, können nach Anregung der Autorin dann auch mit anderen Aspekten musikalischer Früherziehung vertieft werden. Vielleicht wäre hier der Begriff Ergänzung oder Erweiterung besser, denn durch die von Maxeiner so differenziert ausgestaltete stimmbildnerische Arbeit wird ja bereits ein vertieftes Verständnis musikalischer Zusammenhänge angestrebt, getreu dem Motto Telemanns: „Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen“.
Der Mut, über Singen und Lieder musikalische Kompetenz zu entwickeln, ist ein Gebot der Stunde und dies wird im frühkind­lichen Erziehungsbereich auch immer stärker von den Verantwortlichen erkannt. Hierauf geht Maxeiner mit ihrer gut zusammengestellten Einführung in die wichtigsten Aspekte der Kinderstimme und mit einem kurzen, kommentierten Übeprogramm zur Förderung der eigenen Stimme des Unterrichtenden sehr motivierend und mit der nötigen Sensibilität ein.
Durch Anknüpfen an das im selben Verlag erschienene Handbuch der Kinderstimmbildung von Andreas Mohr liefert die Autorin mit diesen zwölf fantasievoll ausgestalteten Stimmbildungsgeschichten eine wertvolle Ergänzung, die darüber hinaus auch modellhaft zum Erfinden eigener Geschichten anregen.
In der Frage stimmlicher Vorbilder scheiden sich immer noch die Geister und so werden vielleicht dem einen oder anderen die Lieder auf der CD teilweise stilistisch nicht neutral genug erscheinen. Die DVD bietet Ein­blicke in die Praxis und spiegelt auch die Atmosphäre einer Stunde, in der die Stimme im Mittelpunkt steht, anschaulich wieder. Sie verdeutlicht vieles von dem, was die Autorin als didaktische Prämisse ihres Unterrichts zu Beginn des Buchs ausführt.
Thomas Holland-Moritz