String Quarteens

for Youth String Quartet “plus”. 9 Easy Pieces for Youth String Ensembles from String Quartet to String Orchestra, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2021
erschienen in: üben & musizieren 4/2021 , Seite 63

Flexibilität ist alles beim Musik­(schul)unterricht, der im Ensemb­le stattfinden soll. Da gilt es in Bezug auf instrumentale Besetzungen mit dem zu arbeiten, was da ist; es heißt, auf verschiedene Lernfortschritte Rücksicht zu nehmen und die Ensemblegröße muss auf jeden Fall frei variierbar sein. Eine Menge Anforderungen, die der zunächst etwas wortspielerisch daherkommende Band aus dem Hause Doblinger mit neun leichten Streicherstücken jedoch spielend erfüllen kann.
Fast geht das kleine „plus“ im Titel dieser String Quarteens etwas unter – aber genau hinter diesem Wort verbirgt sich ein großer Teil der Flexibilität dieser Sammlung mit einfachen, leicht zu spielenden und dennoch klangvollen Stücken: Mal wird das Grundstreichquartett durch einen Kontrabass, eine Gitarre, ein Klavier oder etwas Schlagzeug ergänzt, mal verzichtet der Komponist auf die in der Musikschulumgebung eher selten anzutreffende Bratsche und ersetzt sie durch eine Geige. In manchen Stücken scheint die klassische Viererformation aus zwei Violinen, Viola und Violoncello die Idealbesetzung zu sein, andere wiederum rufen ganz klar nach chorischer Ausführung. Auch dafür steht das „plus“, soll es doch die Erlaubnis anzeigen, nach Bedarf weitere Kopien der beiliegenden Einzelstimmen anfertigen zu dürfen.
Musikalisch bewegen sich die neun kurzen Kompositionen von Jenö Takács, Gerald Schwertberger, Michael Radanovics und Martin Klaschka im nordamerikanischen Klangraum, der durch Spirituals, Folk und Blues aufgespannt wird. Nach einem schön schwingenden Ragtime (A Ragy Dagy Day Dream) ist am Ende mit einem Bossa sogar ein kleiner Ausflug nach Südamerika drin. Beiden Stücken von Martin Klaschka tut die Schlagzeugunterstützung gut und beiden dürfte eine etwas größere, klangvollere Besetzung mit schönem Bassfundament besonders gut zur zugedachten Wirkung verhelfen.
Die spieltechnischen Anforderungen werden nicht die allergrößte Hürde beim Aufführen der Streicherminiaturen darstellen, auch wenn es ganz vereinzelt Gelegenheit zum instrumentalen Glänzen gibt. Viel Aufmerksamkeit benötigt sicher die Koordination der Stimmen, aber die wirkliche Herausforderung wird darin bestehen, ein präzises Zusammenspiel so mit einem im ganzen Ensemble verankerten „Swing“ zu kombinieren, dass der Ausflug in Richtung Jazz nicht zu kontrolliert erscheint. Diszipliniertes Üben und Spaß am Ensemblespiel sind hier also auf jeden Fall gleichberechtigte Erfolgsfaktoren.
Daniel Knödler