Bärenz, Martin

Strings Today

Neun peppige Zugaben für Streicher, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2015
erschienen in: üben & musizieren 4/2017 , Seite 56

Zugaben nach Solokonzerten oder am Ende von Kammermusikabenden haben eine lange Tradition. Auf dem Höhepunkt des Virtuosentums im 19. Jahrhundert schrieben sich viele Musiker sogar ihre eigenen Zugaben quasi auf den Leib. Heute beschränkt sich das Zugaben-Repertoire im Fall von Geige und Cello sehr häufig auf Johann Sebastian Bachs Partiten und Sonaten, ein wenig kreativer sind vielleicht die PianistInnen. Fordert das Publikum von einem Orchester vehement eine Zugabe, so ist die Wiederholung eines der zuletzt gespielten Sätze leider oft die Notlösung.
Vor ähnliche Probleme sehen sich ab und an auch Laien- beziehungsweise Schul- oder Musikschulorchester gestellt – wobei sie mit dem vorliegenden Zugaben-Band von Martin Bärenz jetzt ganz eindeutig im Vorteil sind. Wenn das Dessert zur Hauptspeise wird: So könnte man die neun kompakten Sätze für Streichorchester umschreiben, die Martin Bärenz mit Blick auf Wirkung, leichte Ausführbarkeit und höchste Variabilität geschrieben hat. Letztere bezieht sich darauf, dass hier neben einer klassischen Streichorchesterbesetzung inklusive Kontrabass oder einem Streichquintett eben auch Formationen mit drei Violinen und Violoncello oder das solistisch besetzte Streichquartett denkbar sind.
Damit bei der Einstudierung der neun Zugaben nichts schiefgehen kann, ist dem Partiturband eine CD mit ausdruckbaren Stimmen beigefügt. (Die im Vorwort genannten Audiodateien befinden sich allerdings nicht auf dem Datenträger.) Die fünf Streicherstimmen weisen alle einen gleichmäßig niedrigen, von jungen InstrumentalistInnen nach ein bis zwei Jahren Spielpraxis beherrschbaren Schwierigkeitsgrad auf, sodass sich die jewei­lige Formation sehr schnell auf das Zusammenspiel und die musikalische Ausgestaltung ihres Zugabenprogramms konzentrieren kann.
Martin Bärenz hat die neun Stücke mit klangvollen und treffenden Namen wie Ramba-Zamba-Rumba, Kommissar Cello oder Chillen am See mit einer guten Portion Humor und Einfühlungsvermögen in seine junge Klientel aufs Notenpapier gebracht, ohne ihnen einen allzu pädagogischen Anstrich zu geben. Den jungen Streicherinnen und Streichern wird es ganz bestimmt ein großes Vergnügen sein, den musikalischen Wurzeln und Inspirationsquellen der Miniatur-Tongemälde nachzuspüren. Und vermutlich tut der Notentext an sich schon alles, damit der Titel über der Sammlung in die instrumentale Tat umgesetzt wird und die Zugaben auch wirklich „peppig“ klingen. So peppig vielleicht, dass sowohl die jungen MusikerInnen als auch ihr Publikum Lust auf die Zugabe nach der Zugabe haben.
Daniel Knödler