Johow, Joachim

Swing & More

13 mittelschwere Swingstücke für Violine und Klavier (Bass ad. lib.), mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hug, Zürich 2009
erschienen in: üben & musizieren 2/2010 , Seite 60

Der Berliner Musiklehrer Joachim Johow komponierte eine Sammlung mittel-schwerer Stücke für Swing-Geige mit Begleitung, stilistisch angelehnt an Gypsy-Jazz und jiddische Folklore. Die melodischen Linien sind mit stets einfacher funktionaler Harmonik unterlegt, jazztypische Akkordprogressionen und erweiterte Akkorde fehlen. Die Klavierstimme ist zumeist im Shuffle-Rhythmus mit Walking-Bässen gehalten, über eine reine Begleitfunktion geht sie selten hinaus. Daneben sind drei Titel nicht im Swing zu spielen, zwei sind Walzer. Die gewählten Tonarten sind sehr begrenzt, a-Moll erscheint vier-, C-Dur dreimal, zwei ist die maximale Vorzeichenanzahl.
Auch im ihrem gereihten Aufbau ähneln sich Johows Piècen, die miteinander verwandten Teile werden häufig wiederholt, auch figuriert, zuweilen als quasi ausnotierte Improvisation gebracht, meist steht am Ende eine Reprise. Die Stücke tragen bildhafte Titel (z. B. „My New Red Bike“), die zur Bestimmung des Charakters durchaus hilfreich sind.
Ein knappes Vorwort, das an einen Werbetext gemahnt, ersetzt keine Einführung. Zum Erlernen einer swing-typischen Phrasierung empfiehlt der Autor die beiliegende Aufnahme. Da das Geigenspiel Mängel im Rhythmischen und Intonatorischen aufweist, ist diese nur bedingt hilfreich. Die Playbacks (mit zusätzlichem Bass und dezentem Schlagzeug) können dem Violinschüler eine gute Stütze bieten in der Einhaltung des Timings. Mit dem computergesteuerten Digitalpiano wirkt die Begleitung etwas leblos und eignet sich dadurch weniger zum Vorspiel denn zum häuslichen Üben. Der Klavierspieler wird Akkordkürzel vermissen, die eine freiere Ausgestaltung der Begleitung erleichtern könnten.
Den Abschluss bildet ein Kanon, der schon durch seine Dreistimmigkeit aus dem Rahmen fällt. Kompositorische Schwächen sind hier die rasche Aufgabe einer komplementären Rhythmik, die Oktavparallele in Takt 59 und das Aussparen des übermäßigen Quintsextakkords in Takt 18. In „Lazy Cats“ sollen Sechzehntel-Gruppen swingend gespielt werden, die Basstöne bei „Sunny Morning“ in Takt 47 sind falsch. Schade, dass das verwendete Notendruckprogramm die Wiederaufnahme geänderter Vorzeichen im Folgetakt nicht anzeigt, aber innerhalb eines Takts („Lazy Cats“, T. 17) sollte dies schon geschehen. Der Klaviersatz hätte auch in traditioneller Stimmführung (ohne die im Jazz üblichen Parallelen, Leittonverdopplungen etc.) geschrieben werden können.
GeigenschülerInnen wird hier Etüdenmaterial vorgelegt, das dem flüssigen Spiel in erster und dritter (in zwei Stücken auch der fünften) Lage dient. Der Geigenpart enthält wenige Angaben – dies ist jazztypisch –, Dynamik, Phrasierung und Artikulation müssen überwiegend selbst ausgearbeitet werden. Die Melodien sind oft eingängig, die Harmonik ist voraushörbar, insofern mag das Spielen dieser Stücke durchaus Spaß machen. Eine spezielle Raffinesse besitzen sie nicht.
Christian Kuntze-Krakau