Freixas, Narcisa

Tänze und Charakterstücke für Klavier

Hg. mit einem Vorwort und Hinweisen für den Unterricht von Melanie Spanswick

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2024
erschienen in: üben & musizieren 2/2025 , Seite 62

Eine Bereicherung des Übungsrepertoires bietet die Schott Student Edition mit unbekannten Werken der spanischen Komponistin Narcisa Freixas (1859-1926), die nicht nur Komponistin, sondern auch Bildhauerin und Malerin war. Sie erhielt ihre musikalische Ausbildung von der Mutter und von Juan Bautista Pujol. Bereits als junges Mädchen komponierte sie, dies wurde von der Familie unterbunden, als sich erste Erfolge einstellten. Die Tochter sollte keine Künstlerin werden. So heiratete Freixas den Arzt Miquel Petit i Pans und hatte einen Sohn und zwei Töchter, die bereits im Kindesalter verstarben.
1905 nahm Freixas an einem Wettbewerb für Kinderlieder teil und veröffentlichte zwei Teile der Cancons d’infants (Kinderlieder). Ihre bekannteste Veröffentlichung wurde Piano infantil (Kinderklavier, 1918). Außerdem veröffentlichte sie auch Theaterstücke und Katalanische Lieder und Liebeslieder. 1909 gründete sie die Organisation Cultura Musical Popular (Musikalische Volkskultur), die Musik in Gefängnisse, Krankenhäuser und Schulen brachte, die sich den Musikunterricht nicht leisten konnten.
Im vorliegenden Band finden sich das Libre de les dances, eine Sammlung von Tänzen, und die Charakterstücke Peces caracteriques. Im ersten Fall handelt es sich um in einfachen Harmonien, mit kühnen, hellen, melodischen Linien und Bassbegleitungen vertonte Stücke im Charakter katalanischer Volksmusik mit fantasievollen Titeln wie „Die Blüte“, „Das Fräulein im Blumenkleid“, „Der Student“, „Die Wanderer“, „Elionor“, „Die Landfrau“, „Der Faun“, „Die Dame aus Frankreich“, „Die Hirtin“, „Die armen Jungfern“, „Francesca“ und „Joana“. Die vier Charakterstücke „Langsamer Walzer“, „Elegie“, „Tanz“ und „Festumzug“, die den Band abrunden, wurden in verschiedenen Lebensabschnitten komponiert und weisen differierende Stile auf. Der Bezug zur romantischen Musik wirkt jedoch verbindend.
Die Stücke sind für Schülerinnen und Schüler im Level 2-3, also mittel bis leicht fortgeschritten geeignet, sie beinhalten in meist kurzen Stücken den Pedaleinsatz, Metronomangaben, einfache Akkorde in beiden Händen, Tempowechsel, Triolen und Vorschlagnoten, Triller, genaue Lautstärkeangaben und Fingersatz, Wiederholungen und bestechen durch einprägsame Melodien und schnelle Tempi. Die Peces caracteriques sind zwei bis vier Seiten lang und deutlich schwieriger gehalten.
Dazu kommen als perfekte Ergänzung Hinweise für den Einsatz im Unterricht, Erklärungen zum Aufbau der Stücke, der Spielweise, zur Tonart, zum Titel und zur Einstudierung. Abrundend verfasste Melanie Spanswick ein informatives Vorwort zum Leben der Komponistin in Deutsch und Englisch.
Diese Noten bieten überaus interessantes, ergänzendes Spielmaterial, das gut in den herkömmlichen Klavierunterricht einbezogen werden kann.
Claudia Behn