Schäfer, Stefan

Talks & Tales

Leichte Trios für drei Kontrabässe, Vol. 1, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: bassist composer publications, Hamburg 2020
erschienen in: üben & musizieren 2/2022 , Seite 64

Bis man es als Nachwuchskont­rabassist in ein richtiges Orchester geschafft hat, ist das so eine Sache mit dem Spiel im Ensemb­le. Große Kammermusik mit Kontrabass ist eine Rarität, und wenn es das tiefste der Streichinstrumente dann einmal in eine Kammerformation geschafft hat, wie beispielsweise in Franz Schuberts Forellenquintett, dann ist das meistens verbunden mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad. Doch gerade die Kammermusik, das Musizieren mit anderen, ist ja eine der besten musikalischen Schulen auf dem Weg zur Meisterschaft.
Stefan Schäfer kennt als Kontrabassist diese Herausforderungen. Und da ihm als Solokontrabassist des Philharmonischen Staatsorchesters in Hamburg nicht nur die praktische Seite des Musikerlebens vertraut ist, sondern er als Komponist dem Stücke-Notstand auch gleich Abhilfe schaffen kann, hat er im eigenen Verlag mit dem pragmatischen Namen bassist composer publications bereits eine beachtliche Reihe eigener Werke für mehrere Kontrabässe in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden veröffentlicht.
Der erste Band der Talks & Tales von Stefan Schäfer führt in vier leichten und kurzen Stücken drei der Tieftöner zusammen. Die drei Kontrabässe dürfen sich dabei musikalisch in den unterschiedlichsten Metiers beweisen: Im einleitenden „Beat Cop“ geht es um Swing und Drive und etwas wohldosierten Jazz, der ausnahmsweise einmal ganz ohne Pizzicato auskommt.
„Nicoletta’s Dream“ ist ein luftiger Walzer, in dem gerade in der führenden Stimme viel tonlicher Schmelz erwartet wird. „Hidden Observation“ spielt mit einem breiten Spektrum an Tönen und Klängen und schöpft den Frequenzbereich der drei Kontrabässe bis hin zu Flageoletts schon ganz gut aus. Die finalen „Traffic Lights“ setzen dann auf Wendigkeit und impulsgeladene Artikulation und fordern aufgrund der Taktwechsel volle Aufmerksamkeit beim Zusammenspiel im Trio.
Die vier Stücke von Stefan Schäfer zeigen alle den Praktiker, der es seinem Ensemble leicht macht, mit etwas Übung und Präzision im musikalischen Miteinander zu punkten. Die erste Kontrabassstimme ist dabei ein wenig anspruchsvoller gestaltet als die beiden anderen und bewegt sich auch schon einmal in etwas höheren Lagen; die beiden anderen Stimmen sollten aber nach zwei oder drei Jahren der Ausbildung zu bewältigen sein. Zusammen, im Tieftöner-Dreierpack, machen die Talks & Tales von Stefan Schäfer gewiss nicht nur den Ausführenden Spaß, sondern dürften, vielleicht sogar als Suite aufgeführt, auch einem Publikum gefallen.
Daniel Knödler