Führe, Uli

Tastenlabor

Spielend improvisieren am Klavier. Ein Lehrgang für Unterricht & Selbststudium, mit CD-ROM

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Helbling, Innsbruck 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 54

Bekannt geworden ist Uli Führe durch seine Jazz-Kanons. Nun legt er einen Lehrgang zum Improvisieren auf dem Klavier vor, der auf seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Freiburger Musikhochschule basiert.
Tastenlabor eignet sich insbesondere zum Selbststudium, vorausgesetzt werden allein Basics im Spiel eines Tasteninstruments. Die Scheu vor dem Improvisieren sucht Führe durch eine freundlich-motivierende Ansprache, auch in den beigegebenen 30 kurzen Tutorials auf einer CD-ROM, sowie eine methodisch differenzierte, systematische Anlage zu nehmen.
Für Führe sind einige Vorkenntnisse für das Improvisieren unerlässlich, daher liefert er eine knappe Musiklehre einschließlich Harmonielehre mit. Dienlich ist die Unterscheidung zwischen grundlegenden und aufbauenden Übungen in den ersten beiden, „Improvisationsfeld“ genannten Großkapiteln. Diese, wie auch die beiden folgenden „Klassische Stile“ und „Populäre Stile“, zeigen einen ähnlichen Aufbau: Auf verschiedene Beispiele für Harmonie-, Melodie- und Rhythmusmodelle folgen Materialien für freieres Spiel. Bei älterer Musik greift Führe auf historisch überlieferte Improvisationspraktiken zurück wie das Spiel über vorgegebene Bässe (Ground, Passacaglia) oder Form­schemata (z. B. Perio­de, Rondo), belässt sie aber selten im Original, sondern bearbeitet sie und stellt eigene Beispiele vor. Für den Bereich der Popularmusik enthält der Band Spiel- und Improvisationsmaterial zu Folk, Blues, Latin und Jazz.
Ein leichter Start in das Improvisieren wird ermöglicht durch anfänglich einfache Begleitfiguren (Bordun, Grundtöne) und das ein­stimmige Spiel auf weißen Tasten. Stufenweise progressiv erscheinen andere Tonarten, Dreiklangsbrechungen, Satz­modelle, weitere Taktarten und Rhythmen. Führes Methodik hat zum Ziel, eigene musikalische Vorstellungen zu entwickeln und umzusetzen. Dafür gibt er eine Reihe von Methoden zur Hand, z. B. singen und nachspielen, Melodieanfänge fortführen, Motive beibehalten und entwickeln, Rhythmen singen, Melodisches aus Tonleitermaterial erfinden (gemäß der Akkordskalentheorie). Alle Beispiele und Übungen sind notengestützt. Die Erklärungen sind sachlich und knapp gehalten. Hierbei gibt es einige Unrichtigkeiten: Eine Transposition wird als Modulation bezeichnet, der Parallelismus (Pachelbel-Modell) als Quartfall-Sequenz; der Begriff Lamento-Bass wird vermieden und durch andalusische Kadenz ersetzt.
Führes Übungen werden Erfolg bringen und SpielerInnen Spaß machen, die innerhalb vorgegebener Strukturen und Materialien Eigenes erfinden wollen, meist begrenzt auf Tonales und Tradiertes. Zwar regt er auch an, freitonal oder ohne Taktart zu improvisieren, liefert jedoch dafür keine Hilfestellungen. Allerdings lassen sich mit den vorgestellten Materialien gut eigene Stilkopien oder Weiterführungen spielerisch erarbeiten.
Christian Kuntze-Krakau