Gerdts, Susanne / Klemens Kaatz / Marlies Körner / Rosa Miró

Tastentiger & Co

Die Klavierschule für den Gruppenunterricht/mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 54

Diese Klavierschule für den Gruppenunterricht mit zwei bis sechs Kindern ist die Weiterentwicklung eines Lehrwerks für den JeKi-Unterricht. Sie ist für den Einsatz an Musikschulen und Grundschulen gedacht.
Die Schule zielt vor allem auf ­eine allgemeine Musikalisierung mit Hilfe des Klaviers. Dabei wird die Gruppensituation als Chance für vielfältige musikalische Aktivitäten und häufigen Methodenwechsel gesehen. Mit viel pädagogischer Fantasie präsentieren die AutorInnen alle Lerninhalte so, dass sich jedes Kind mit einer sinnvollen Aufgabe beteiligen kann.
Das musikalische Material besteht im Wesentlichen aus kleinen Liedern, anfangs im Zweiton- und Dreitonraum. Später sind es traditionelle Melodien aus verschiedenen Ländern, die mit deutschen Texten unterlegt wurden. Zu den Liedern gibt es jeweils mehrere Begleitmodelle, die miteinander kombiniert werden können, sowie Vorschläge zum Singen, Dirigieren und rhythmischen Aktionen. An vielen Stellen finden sich Vorschläge zur eigenen musikalischen Erfindung, wobei die Möglichkeiten vom Variieren vorgegebener Muster bis hin zur freien Improvisation reichen.
Getreu der Absicht des JeKi-Projekts, alle Kinder mitzunehmen, steigen die klavierspezifischen Anforderungen sehr langsam in kleinen Schritten. Das Bestreben, es den Kindern so leicht wie möglich zu machen, geht so weit, dass beispielsweise Kanons als „Schummelkanons“ ausgeführt werden: Jedes Kind wählt eine Liedzeile aus, die es fortwährend wiederholt. Vielleicht unterschätzen die AutorInnen an dieser Stelle den Ehrgeiz der meisten Kinder.
Die Einführung der Notenschrift erfolgt sehr durchdacht in kleinen Schritten. Lange Zeit genügt ein Einliniensystem, um die zunächst auditiv gelernten Stücke festzuhalten. Ein Tastenbild zeigt die gemeinten Töne an. Zur Erweiterung des Tonraums kommt später eine zweite Linie dazu. Erst wenn die Kinder sich auf diese Weise im relativen Lesen geübt haben, wird die absolute Notation im Elfliniensystem eingeführt.
Zur Bewegungsschulung gibt es spielerische Übungen, die auf freie Armbewegungen, flexibles Handgelenk und die Sensibilität der Fingerspitze abzielen. Die Übertragung auf das Klavier und die weitere Ausdifferenzierung bleiben der Lehrkraft überlassen.
Sprachlich richtet sich die Schule direkt an die Kinder. Dabei werden die Begriffe nicht immer auf den Punkt gebracht. So findet sich bei mehreren Beispielen in C-Dur der Vorschlag, anstelle des E „die schwarze Taste daneben“ zu spielen. Die Begriffe Dur und Moll sowie das Benennen der schwarzen Taste werden vermieden. Hier droht das pädagogische Prinzip „Erlebnis vor Begriff“ in ein „Erlebnis statt Begriff“ umzukippen. Die CD enthält alle Lieder zum Mitsingen und Mitspielen.
Sigrid Naumann