Mendel, Andreas / Andrea Glaser-Riefellner
Technische Grundlagen der Oboe
Effektive und systematische Übungen, Junior Edition
Bereits 2017 gab Andreas Mendel zwei Übungsbände Technische Grundlagen der Oboe – zunächst in Dur, dann in Moll – heraus, die noch im selben Jahr in der Zeitschrift das Orchester (7-8/2017 und 11/2017) besprochen wurden. Seit 2009 ist der Herausgeber als Solo-Oboist beim Bruckner Orchester Linz angestellt und konnte jüngst die als Mentorin an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz tätige Pädagogin Andrea Glaser-Riefellner gewinnen, eine eigens für den jugendlichen Künstlernachwuchs passende Edition zu erstellen.
Auch in diesem Heft sind „in der Praxis bewährte Übungen zusammengestellt, die dazu dienen sollen, technische Grund lagen auf der Oboe effektiv und systematisch zu verbessern“. Bis auf den im zweisprachigen Vorwort notierten Hinweis der systematischen Anordnung und der „Präzision schwieriger Griffverbindungen“ gilt für AnfängerInnen das Gleiche wie für fortgeschrittene Erwachsene, Studierende oder Profis: nämlich das Tempo stets in kleinen Schritten zu steigern. Wertvoll auch der Hinweis, dass Übungen oft „viel schneller geübt werden, als das Gehirn die Informationen aufnehmen und verarbeiten kann“. Empfohlen wird hier das „Üben ohne die Klappen zu drücken“, was letztendlich ein schnelleres Spielen ermöglichen soll.
Inhaltlich werden – wie in den beiden Profibänden – erste Ansatzübungen auf dem Rohr allein präsentiert wie auch das Quint- und Quartspiel, Klang- und Legatoübungen und der oft schwierige Übergang in die nächste Oktave. Nur sind diese Übungen diesmal in ihrer Knappheit dem Alter der SpielerInnen angepasst. So beschränken sich die Tonarten hier auf jene mit bis zu drei Vorzeichen – zunächst in Dur, dann in Moll. Des Weiteren sind die Übungen um etwa die Hälfte verkürzt (von sechs auf jeweils drei Seiten).
So müssen sich die Lernenden beispielsweise lediglich durch die Dur-Tonleiter mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten kämpfen, etwa Tonleitern mit integrierter Wechselnote, gefolgt von beliebten Terzübungen, kleiner Dreiklangakrobatik und Chromatik. Die Moll-Tonleitern erscheinen zuletzt als Anhang, der sich auf jeweils einer Seite auf die Skalen selbst in harmonisch, melodisch und natürlich Moll beschränkt.
In seiner Übersichtlichkeit erscheint das Übungsheft als hervorragender Einstieg für aufstrebende AnfängerInnen, die sich zunächst an angenehmeren Tonarten orientieren können. Sie würden sich von den teilweise schwierigen Übungen des Profibands erschlagen fühlen und verlören dann rasch die Lust am Spiel. Auf der anderen Seite sollte sich ein Frühberufener oder jemand, der etwas länger musiziert, von den Angeboten der Profihefte keinesfalls abschrecken lassen. Jeder hat dann auch die Freiheit, die eine oder andere Übung oder Tonart erst einmal ruhen zu lassen.
Werner Bodendorff