Fink, Roland

The Ash Grove

für zwei Gitarren

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pan, Basel/Kassel 2013
erschienen in: üben & musizieren 3/2014 , Seite 58

Ein Ausflug in die Folklore hat schon manche klassische Gitarrenstunde aufgelockert. Neben dem Samba und Bossa Nova aus Südamerika lässt sich vor allem die britische Volksmusik gut mit dem Klang und der Spieltechnik der klassischen Gitarre umsetzen. Für The Ash Grove hat der Schweizer Musiker, Arrangeur und Komponist Roland Fink Melodien aus Schottland, Irland, Wales und England für zwei Gitarren arrangiert. Das spielerische Niveau ist im leichten bis mittleren Bereich angesiedelt.
Gitarre 1 übernimmt die Melodie und konzentriert sich auf einstimmige Darbietung. Lediglich das Spiel in hohen Lagen verlangt etwas fortgeschrittene Kenntnisse der Gitarre. Ansonsten sind Tempo, Rhythmus und Greiftechnik einfach gehalten und sollten schon von leicht fortgeschrittenen GitarrenschülerInnen bewältigt werden können. Gitarre 2 hat reine Begleitfunk­tion und beschränkt sich auf offene Akkorde mit Wechselbass und einfachem Fingerpicking. Gelegentlich auftauchende Barré­akkorde sind die einzige Herausforderung für die Greifhand. Ein Ineinandergreifen der Stimmen oder Wechsel in der Melodie-/ Begleitfunktion fehlen komplett. Das hat den Vorteil der einfachen Spielbarkeit für beide Gitarren, erzeugt aber in der vorhandenen Schlichtheit auch gelegentlich Langeweile im Duo-Klang.
Vom Notenkonzept ist Fink ein Musiker alter Schule. Sowohl die Akkordbezeichnungen wie D, A4 oder H7 als auch das Fehlen von Tabulatur zeugen von klassischem Musikverständnis und schränken das Einsatzgebiet des 24 Seiten starken Büchleins stark ein. Schade, denn die simplen Begleitfiguren und Griffe von Gitarre 2 hätte sicherlich auch so mancher pop- und rock-geschulte Akustikgitarrist hinbekommen und auch die Melodien wären mit Plektrumtechnik zu bewältigen. Ob sich diese Klientel allerdings durch die aus­notierten Stimmen quälen wird, wage ich zu bezweifeln.
So bleibt The Ash Grove eine nett klingende Abwechslung zum klassischen Gitarrenrepertoire, die ohne besonderes pädagogisches Konzept oder spieltechnische Herausforderungen auskommt. Interessant könnte das Büchlein für klassische GitarristInnen sein, die einen simplen Einstieg in die Akkordbegleitung suchen. Isoliert man die Anschlagspatterns der Songs und wendet sie auf andere Folksongs an, hat man durchaus eine gute Basis für einfache, folkloristisch klingende Akkordbegleitungen.
Martin Schmidt