Kallmeyer, Ullrich

The Cool Cat Piano Goodies

34 kleine Stücke in verschie­dener Manier für Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 55

Die Sammlung ist vom Komponisten als Einführung in das farbenreiche Spektrum verschiedenster Pop-Idiome gedacht, bezieht sich aber gleichzeitig auf konkrete historische Vorbilder und traditionelle Formen. Beginnend mit leichten Anfängerstücken steigern sich innerhalb des Bandes Schwierigkeit und Umfang der Piano Goodies bis hin zu anspruchsvollen und polyrhythmisch vertrackten Nummern mit unterschiedlicher Phrasierung beider Hände oder raffinierten Taktwechseln.
Kallmeyers Kompositionen sind  Charakterstücke, in denen wir  zwischen stimmungsvollen Klang­studien und rhythmisch prägnanten Titeln wie dem Tripod Boogie auf einem nostalgischen Ausflug ins Quartier Latin auch einem Pariser Leierkastenmann begegnen oder einem Silent Hallelujah im weihnachtlichen 6/8-Takt. Ansprechend gewählt sind viele der Überschriften, manche werden ein Nachfragen provozieren (The Farnaby Baby Child); hier schimmern oft bereits im Titel musikalische Anspielungen an vergangene Zeiten durch.
Neben Second lost als Verweis auf Schumanns Ersten Verlust sind zahlreiche historische Vorbilder bis zum Ragtime unüberhörbar Ausgangspunkt der kleinen Kompositionen. Eine besondere Vorliebe für Renaissancemusik zeigt Kallmeyer mit Verweisen auf John Bull und William Byrd. Traditionelle Formen wie Choral, Rondo oder Fuge führen in den 34 Stücken einen ganzen Kosmos an musikalischen Möglichkeiten vor.
Auf www.breitkopf.de stehen zum Anhören verschiedene Piano Goodies im MP3-Format für Neugierige bereit. Die Aufnahmen lassen Rückschlüsse auf  das Tempo, in einigen Fällen auch auf Phrasierung und Agogik zu. Leider wirken die meisten Einspielungen sehr derb und lassen klanglich zu wünschen übrig. Verlage sollten in ihrem eigenen Interesse an dieser Stelle etwas mehr in die Qualität der Aufnahme auf besseren Instrumenten investieren.
Ullrich Kallmeyer bewegt sich nicht nur musikalisch, sondern auch bildnerisch stilsicher durch die Sprachen vergangener Zeitalter. Als Maler zeigt er dabei ­eine Vorliebe für den Kubismus und seine Vorläufer. Frei von akademischem Ernst hinterlässt Kallmeyer aber auch mal augenzwinkernd seine Spuren auf historischen Bauplänen oder Gemälden. Geboren 1963, studierte er Klavier und Schulmusik sowie Musiktheorie und Komposition. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover und an der Musikschule Braunschweig. Seine Piano Goodies werden sicher viele SpielerInnen dazu ermuntern, einmal hinter die musikalischen Kulissen zu schauen, werden Anlass zu Ausflügen in Geschichte und Theorie der Musik geben. Eine lohnenswerte Samm­lung reizvoller und abwechslungsreicher Klavierstücke!
Anja Kleinmichel