Wiese, Henrik (Hg.)

The Flute Audition

Probespielstellen für Flöte. Das neue umfassende Kompendium

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2017
erschienen in: üben & musizieren 5/2018 , Seite 57

Probespiele zur Bewerbung auf freie Orchesterstellen sind Ausnahmesituationen, die eine ext­rem gute Vorbereitung erfordern. Mögliche Probespielstellen vorher gründlich studiert zu haben, ist unabdingbar. Um seinen Studierenden am Salzburger Mozarteum das international gängige Repertoire, aber auch seltener Verlangtes in einem aktuellen Notentext präsentieren zu können, hat Henrik Wiese das vorliegende Kompendium konzipiert. Als Ergebnis seiner Arbeit liegt die bisher umfangreichste und aktuellste Sammlung von international verlangten Orchesterstellen für Flöte in einem Band vor.
Das Kompendium umfasst 196 Probespielstellen aus 86 Werken vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, angefangen beim Magnificat von Johann Sebastian Bach (1732) über Ausschnitte aus verschiedenen Opern bis hin zur Symphony Nr. 15 von Dmitri Schostakowitsch (1971). Die Auswahl ist alphabetisch nach den Namen der Komponisten geordnet.
Der Band wurde textkritisch editiert – unter Berücksichtigung von aktuellen Urtextausgaben, Autografen, Erst- und Originalausgaben sowie Stimmen und Partituren. Bei unterschiedlichen Lesarten hat sich der Herausgeber angesichts der Probespiel­situation für „einen eher konservativen, aber musikalisch konsistenten Notentext“ (Vorwort) entschieden. Abweichende Lesarten und Praktiken, die ihm besonders wichtig erschienen, werden im Kritischen Bericht angegeben und kommentiert.
Alle Texte liegen auf Deutsch, Englisch und Französisch vor. Die Titel der Werke allerdings werden – bis auf Anmerkungen im Kritischen Bericht – ausschließlich auf Englisch genannt, etwa „Mass in B minor“. Hier wäre eine mehrsprachige Variante, vielleicht sogar mit Angabe des Originaltitels, möglicherweise lohnend gewesen. Das Notenbild ist modern und gut lesbar, die Seiten blättern sich gut.
Bei Werken ohne Metronomangaben und in allen Fällen, in denen der Komponist ein Tempo vorschreibt, das deutlich von der aktuellen Praxis abweicht, hat der Herausgeber aus seinem eigenen Erfahrungswissen bzw. aus jüngeren Referenzaufnahmen abgeleitete Metronomangaben als Orientierungshilfe hinzugefügt. Ebenso wie gelegentlich ergänzte Taktzahlen und Vortragsbezeichnungen wurden diese Vorschläge durch eckige Klammern im Notentext kenntlich gemacht.
Auf den Kritischen Bericht folgt ein chronologisch geordnetes Verzeichnis aller Probespielstellen mit Angabe der Jahresdaten, was eine grobe stilistische Einordnung der Werke ermöglichen soll, ferner eine Liste üblicher Probespielstellen für 2./3. Flöte, eine Liste von Pflichtstücken (nicht für Piccolo) und eine Reihe nützlicher Hilfsgriffe für einige besonders schwere Passa­gen.
Der Band löst ein, was er verspricht: eine exzellente, sehr um­fangreiche Sammlung international verlangter Probespielstellen in einem modernen, verlässlichen Notentext mit hilfreichen Tipps aus der Praxis.
Andrea Welte