Francel, Mulo

The Sax & The Sea

15 Solo Songs

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 56

„Das Saxofon und das Meer“: Der Titel erinnert an Der alte Mann und das Meer von Ernest Hemingway. Doch hier wird kein Überlebenskampf thematisiert, sondern wie locker und atmosphärisch man sein Saxofonspiel erweitern kann. Doch was hat das Holzblasinstrument mit dem Meer zu tun außer akustische Luftblasen, die Mulo Francel auf dem Cover scheinbar unter Wasser produziert?
Der Komponist ist viel in der Welt unterwegs und hat 15 Songs ausgewählt, die über einen längeren Zeitraum größtenteils auf Reisen entstanden sind. Diese sind verbunden mit bestimmten Erlebnissen in vorwiegend warmen Gegenden, die meistens am Meer liegen, wo die Menschen oft heißblütiger sind und bei denen unterhaltende Musik zur Lebenseinstellung und guten Laune gehört. Schließlich handelt es sich um „Solo Songs für Unterwegs“: Stücke also, wenn es den Saxofonisten nach einer harten Arbeitswoche mit seinem Koffer in die Welt hinaus zieht. „Wenn du dein Instrument bei dir hast, kannst du immer und überall Musik machen. Stell dich mit ein paar Liedern einfach in die Fußgängerzone und spiele! Es ist so spannend, was da passieren kann.“
Francel gibt mit hohem Sendungsbewusstsein gleich im Vorwort Tipps zur Improvisation und zeigt sich undogmatisch für die Weiterentwicklung der Stücke: „Musik lebt dann, wenn man spielerisch mit ihr umgeht. Ein Lied kann sich weiterentwickeln, wenn man Töne variiert oder neue hinzufügt.“ Er selbst spielte sie auch nie gleich. So würde er Südlichere Tage „an einer einsamen Küste über dem Meer viel langsamer spielen als mit Band in einem lebhaften Jazzclub.“ Solo für Julie nahm er an „einem romantischen Plätzchen in weinseliger Stimmung zwischen abendlichen Spaziergängen in Venedig auf“.
Zu den Songs gibt Francel jeweils erläuternde Tipps und genaue Spielanweisungen zur Interpretation sowie Harmonik, liefert eine ausführliche Griff­tabelle zu Flageolett-Tönen oder Ghost notes (gedachte oder gehauchte Töne) und beschreibt die Zirkular-Atmung. Zwischendurch sind stimmungsvolle Bilder von Sonnenuntergängen am Meer oder Städten eingestreut, auf denen Francel allein oder mit einer Band musiziert. Sogar das Gedicht Herbsttag von Rainer Maria Rilke fehlt in der Sammlung atmosphärischer Beschreibung nicht. Dabei rät der Autor, geduldig beim Üben der Werke zu sein, denn er habe für „manche Lieder Tage, Wochen und Monate verwendet“. Tatsächlich erzählen die schön anzuhörenden Songs mit viel Nachhall von einer friedvollen Welt ohne Prob­leme: echte Wellness-Musik zum Abchillen also.
Insgesamt fünf Songs lassen sich mit einem Download-Code kostenlos herunterladen, um die Musik zu verinnerlichen. Außerdem gibt es zu manchem Song ein YouTube-Video; und wer noch mehr haben möchte, kann sich die gleichnamige CD zulegen mit einem Booklet, das zahlreiche Fotos und Beschreibungen enthält.
Werner Bodendorff