Schmidt, Martin

The Surf Guitar Book

Rubrik: Noten
Verlag/Label: www.thesurfguitarbook.com, 2020
erschienen in: üben & musizieren 1/2021 , Seite 63

Wie die Beach Boys oder die Shadows Musik zu machen, ist sicher ein Traum vieler Nachwuchsbands. Die Beach Boys sind die berühmteste Band, die den Surf Music Style, der im Umfeld des Wellenreiter-Hypes in den späten fünfziger Jahren in Kalifornien entstand, entscheidend geprägt hat. Nur wenige andere MusikerInnen sind über lokale Prominenz hinausgewachsen, international bekannt war vielleicht noch Dick Dale mit seinen Del-Tones.
Martin Schmidt, selbst Surf-Gitarrist des deutschen Surf-Punk-Trios The Razorblades, hat im ­Eigenverlag ein englischsprachiges Buch vorgelegt, in dem er in drei reich bebilderten Kapiteln Schritt für Schritt einen guten Einstieg in diese heute wohl etwas ins Hintertreffen geratene Musikrichtung gibt.
Im ersten Teil wird eine ordentliche Einführung in den Surf Guitar Style und seine technischen Grundlagen vermittelt, darunter typische Akkordfolgen und Tonleitern, Patterns, Melodiespiel und Pickings, inklusive dem tremolomäßigen Double Picking. Zu leicht will Schmidt es dem Nachwuchs-Surfer dabei nicht machen. Denn auch Musik, die manchmal wild und trashig klingt, gewinnt durch eine solide und gut gespielte Gitarre.
Schließlich stellt Schmidt die entscheidende Frage: „How to Write a Surf Song?“ Klar ist ihm schon, dass es hierfür keine einfachen Rezepte, wohl aber gute Tipps gibt. Im stillen Kämmerlein sitzen und auf Inspiration warten, reicht jedenfalls nicht: Ausprobieren und Loslegen ist die Devise. Mut und eine Portion Selbstbewusstsein sind wichtig, um nicht zu frust­rieren, denn: „What some people call a song, is just a few chords stuck toge­ther for someone else.“
Im zweiten Teil steht die musikalisch-technische Ausrüstung im Fokus, von der Fender Stratocaster zu den angesagten Amps und Gears, die den klassischen Surf Sound mit Verzerrern, Delay und Tremolo prägen.
Daran schließen sich im dritten Kapitel Surf Songs an, bei denen das Gelernte herausgehört, geübt und selbst angewandt werden kann. Die Gitarrenparts der 20 Songs stehen in üblicher Notation und in Tab zur Verfügung, ein Audiofile ergänzt das Ganze. Vieles ist nun möglich: Langsam solo üben, die Songs in einer Band-Komplettversion anhören, dazu mitspielen oder im Play-along endlich selbst der Leadgitarrist sein.
Schmidt geht es bei seinem Surf Guitar Book darum, die Vorbilder und deren musikalische Ideen und Instrumentaltechniken aufleben zu lassen und zum Nachspielen zu animieren. Begeistern will er aber auch dafür, aus den Vorbildern der Sixties seinen eigenen Song zu machen und so neue und spannende Surf Songs „in a cool, energetic way“ entstehen zu lassen. Und das alles gelingt ihm in diesem gut gemachten und inspirierenden Buch sehr gut, ohne dabei überkorrekt oder zu lehrerhaft zu sein.
Uwe Sandvoß