Spanswick, Melanie

Träumerei in der Mittagspause

„Lost in Thought“ von Melanie Spanswick

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 42

Das Klavierstück Lost in Thought entstand im März 2018 und wurde noch im selben Jahr von Schott Music herausgegeben. Es ist das erste Werk in einer Sammlung von zwölf Klavierstücken mit dem Titel No Words Necessary. Inspiriert von Heinrich Heines treffendem Satz: „Wenn die Worte aufhören, beginnt die Musik“, sind diese pädagogischen Stücke für Schülerinnen und Schüler gedacht und bewegen sich ungefähr auf mittlerem bis fortgeschrittenem Mittelstufenniveau (zwischen Stufe 3 und 6 des britischen Musikprüfungssystems).
Ich schrieb das Stück, als ich in Hongkong als Jurorin fungierte. Ich genoss lange Mittagspausen zwischen meinen Bewertungen der Klavierklassen beim Hongkong Schools Music Festival und hatte Gelegenheit, in einem wunderschönen Theater mit einem beeindruckenden Flügel zu arbeiten. Lost in Thought entstand während einer solchen Mittagspause. Es ist durchgehend akkordisch aufgebaut und in einer verträumten Klangwelt angesiedelt, die sich auf das Forte-Pedal stützt, um die nötige Resonanz zu erzeugen. Meine Absicht war es, den oft reflektierenden und wandernden Denkprozess, der mit dem menschlichen Verstand gleichzusetzen ist, klanglich einzufangen.
Meine Musik wurde und wird von vielen Faktoren beeinflusst, aber besonders gern höre ich mir minimalistische und postminimalistische Komponisten an. Die Stücke in dieser Sammlung sind zwar nicht streng minimalistisch, aber in bestimmten Momenten bedienen sie sich durchaus der in diesem Stil häufig anzutreffenden repetitiven Strukturen.
Lost in Thought erstreckt sich über 18 Takte und ist in viertaktigen Phrasen aufgebaut, wobei eine Reihe von Akkordstrukturen verwendet wird. Ich verwende gern eine bestimmte Tonart (in diesem Fall G-Dur) und füge dann zunehmend dissonante Harmonien hinzu, während ich die Tonart G-Dur weiter beibehalte.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2021.