Thielemann, Kristin

Tröten hoch vier?

Mein Weg zum Gruppenunterricht: In einem Schweizer Dörfli trompetet es jetzt in jeder Straße

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 55

“Gruppenunterricht? – Nein Danke!” Lange Zeit fühlte sich unsere Autorin im Einzelunterricht am wohlsten. Doch dann? – Kristin Thielemann berichtet, wie es plötzlich dazu kam, dass in einem kleinen Dorf in der Schweiz alle Trompete lernen wollen. In der Gruppe, selbstverständlich …

eben meinem Hauptberuf als Trompeterin bei den Lübecker Philharmonikern brachte ich an der Lübecker Musikschule in Spitzenzeiten wöchentlich bis zu 15 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 16 Jahren Atmung, Ansatz, Haltung, Tonbildung und andere Raffinessen des Trompetespielens näher – im Einzelunterricht versteht sich natürlich! Anfänger 30 Minuten, Fortgeschrittene 45 Minuten wöchentlich. Regelmäßiges Ensemblespiel, kleinere Wettbewerbe und Schülervorspiele inbegriffen, fühlte ich mich auf der Höhe der Zeit – und die Erfolge meiner SchülerInnen schienen mir Recht zu geben.
Gelegentlich wurde ich gefragt, ob nicht auch Gruppenunterricht möglich sei. Argumente dagegen waren schnell gefunden: Erstens hat man nicht genügend Zeit für den einzelnen Schüler. Zweitens wird sich zwangsläufig ein Kind langweilen, wenn am Ansatz des anderen gearbeitet werden muss. Drittens verlaufen die Fortschritte der SchülerInnen nicht immer gleich. Soll ich dann eine Schülerin überfordern? Oder den anderen unterfordern? Aus meinem Studium war mir von vielen Diskussionen in den entsprechenden Vorlesungen noch der Tenor in Erinnerung geblieben: „Gruppenunterricht gleich Breitensport.“
Ich wehrte mich also erfolgreich dagegen, bis es mich durch Schwangerschaft und Heirat in die Schweiz verschlug. Nach einem Jahr Baby­geschrei, Windeln wechseln und 24-Stunden-Haushalt kam eine Delegation der lokalen Musikgesellschaft auf mich zu und bat mich, einige leicht fortgeschrittene SchülerInnen zu übernehmen. Dankbar für diese Abwechslung machte ich mich mit Feuereifer an die Arbeit und kurze Zeit später gesellten sich zu den leicht fortgeschrittenen noch zehn AnfängerInnen. In einem Dorf mit 400 Einwohnern eine stattliche Anzahl.

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