Kunze, Joachim

Trumpet Power Play / Speed up your Fingers

Effizient zu Ausdauer und Höhe für Trompete

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Musikverlag Bruno Uetz, Halberstadt 2009
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 64

Es ist wohl der Natur des Instruments geschuldet, dass dem Erreichen und Ausbau des hohen Registers so viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Galt vor hundert Jahren ein c”’ auch im professionellen Bereich als „hoch“, so hat sich diese gefühlte Grenze mittlerweile ein gutes Stück nach oben verschoben. Es mag in der Vergangenheit viele Spezialisten des hohen Registers gegeben haben, doch hatten diese zumindest in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eher den Charakter von Zirkusartisten, weniger die des erreichbaren Vorbilds.
Erst die Kombination von Fähigkeit und deren Analyse, wie sie von Louis Maggio zum Thema Ansatz und Maynard Ferguson und Bobby Shew insbesondere in Sachen Atemtechnik betrieben wurde, brachte das hohe Register für eine breitere Masse in greifbare Nähe. Was nicht heißen soll, dass Brandenburg’sche Höhenflüge nun jedermann zugänglich gemacht werden können. Spezielle Aufgaben erfordern spezielle Talente. Allerdings rücken diese Werke durch die Methoden der heutigen Bläserpädagogik um einiges näher. Als Teil dieser Entwicklung entstanden zahlreiche Schulen, die speziell dem hohen Register gewidmet sind. Diese hatten vieles ­gemeinsam; die grundsätzlich notwendigen Übungen sind ja auch keine alchimistischen Geheimnisse. Was den meisten jedoch fehlt, ist eine Auseinandersetzung mit der grundsätzlichen Übemethodik, also nicht was, sondern wie geübt wird.
Joachim Kunze bringt hier nun seine Erfahrungen als Leistungssportler ein. Einerseits ist nicht zu übersehen, dass auch er die genannten Meister studiert hat, andererseits verbindet er die trompeterische Materie mit eben jenen Trainingsmethoden, die er als Sportler selbst anwendet. Pause ist eben nicht gleich Pause. Wie viel weniger ist richtig, wenn es um Ausdauer und nicht um Höhe geht? Diese Fragen können nicht allgemein gültig beantwortet werden, doch Joachim Kunze gibt dem Übenden diese Fragen mit auf den Weg. Das In-sich-Hineinhorchen und Herausfinden, wo welche Grenze liegt, ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Dadurch wird sein Werk zu Effizienz und Ausdauer zur willkommenen Anregung und Anleitung, bewusst und mit Köpfchen ein paar Schritte weiter zu gehen.
Der zweite Band aus Kunzes Feder ist der Fingertechnik gewidmet. Schon im ersten Band wies er auf die Bedeutung der Koordination hin. Kraft muss den richtigen Ansatzpunkt finden, damit sie effizient wirken kann. Daher ist das Training der Fingerfertigkeit durchaus auch unter Ansatz- und ausdauertechnischen Gesichtspunkten zu sehen.
Wer Clarke, Arban und Vizzutti studiert hat, wird sich zuhause fühlen. Und hier und da findet sich dann auch eine Wendung, die man noch nicht so oft gesehen hat. Alles in allem eine gelungene Abwechslung zu den bekannten Standardwerken.
Mathias Engl