Fortin, Viktor
Vier Tierlieder
nach Gedichten von Christian Morgenstern für Kinderchor (zweistimmig) und Blockflöten (SATBGb), Partitur und Stimmen
Im Vorwort berichtet Viktor Fortin von seiner Begeisterung für Christian Morgenstern, von den Kompositionsanlässen in der langen Entstehungsgeschichte der vorliegenden Fassung der Vier Tierlieder, von der Überarbeitung bestehender und der Komposition neuer Sätze. Fortin (*1936), österreichischer Komponist und emeritierter Hochschullehrer (Fachrichtung: Blockflöte), sind vier wunderbare farbige Miniaturen gelungen, die stilistisch weitgehend eigenständig sind und sich – wenn überhaupt – am ehesten noch der Klangwelt der 1950er und frühen 1960er Jahre zuordnen lassen.
Der Komponist verzichtet im Wesentlichen auf jede Anbiederung an das heute von Kindern und Jugendlichen bevorzugte Idiom der Popmusik – Ausnahme: die Tempobezeichnung „Etwas langsamer, swingend“ im ersten Lied – und schreibt insofern eher „traditionell“. Die Melodien der Singstimmen sind einfach, aber nie trivial. Taktwechsel und vorsichtig eingesetzte harmonische „Kühnheiten“ (z. B. in Der Sperling und das Känguruh, in Takt 8 Terzen in G-Dur, Takt 9 Dreiklang F-Dur) oder gar ein „Schreicluster“ in Die drei Spatzen machen die Stücke interessant und sorgen für den einen oder anderen überraschenden Effekt. Dasselbe gilt für den Blockflötensatz, der von Viktor Fortin hinsichtlich des Schwierigkeitsgrads bewusst eher einfach gehalten wurde.
Ob diese Einschätzung von jungen SpielerInnen geteilt werden kann, hängt sicher von den spieltechnischen Voraussetzungen und der Erfahrung im Ensemblespiel ab. Die Sechzehntel im Bass und im Sopran im einleitenden Lied Von dem großen Elefanten zum Beispiel, die Doppelpunktierungen in Der Fuchs und die Hühner und so manche nachschlagende Note entfalten ihr tückisches Potenzial möglicherweise erst im Zusammenspiel aller Stimmen.
Das Klangbild der Blockflötensätze wird vom musikantischen Grundtenor, vom illustrativen Einsatz von Dissonanzen und den vom jeweiligen Text motivierten Rhythmen geprägt. Die Sätze stützen durch colla parte geführte Stimmen den Chor, ergänzen, gliedern und kommentieren die Singstimmen und die Textaussagen. Besondere Erwähnung verdient der Einsatz des Großbasses, der dem Ganzen, wenn er denn zur Verfügung steht, mehr Klangfülle und -tiefe verleiht.
Es sei noch auf das ausgesprochen spielerfreundliche Druckbild auf leicht getöntem, blendfreiem Papier, auf den sauberen Druck sowohl in der Partitur als auch den zur Verfügung stehenden Einzelstimmen und auf die reizende Umschlagillustration von Daniela Drescher hingewiesen, die das Bild dieser gelungenen Publikation abrunden. Christian Morgenstern hat in Viktor Fortin einen kongenialen Komponisten gefunden, dessen originelle Vier Tierlieder es allemal verdient haben, von vielen Ensembles gespielt zu werden.
Wolfgang Koperski