Stalz, Petra

Viola Schule für ­Anfänger

mit CD, mit Illustrationen von Klaudia Anosike

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Leu, Neusäß 2008
erschienen in: üben & musizieren 2/2009 , Seite 60

Instrumentalschulen für AnfängerInnen gibt es viele und ein Großteil von ihnen krankt am Ehrgeiz der Verfasser, den Schülern möglichst schnell möglichst viel beizubringen. Das ist bei der neuen Violaschule von Petra Stalz wohltuend anders: Sie versteht sich als wirklicher Einstieg ins Bratschenspiel und ins Musizieren überhaupt, als Schule für die allerersten Anfänge, und sie nimmt sich für die nötigen Grundlagen viel Zeit. Alles, was man wissen muss, wird ausführlich erklärt: Bratsche und Bogen, Haltung und Saiten, Notenschlüssel, Tonhöhen und Metrum füllen allein die ersten 16 Seiten des Hefts, ohne dass man sich in eine theorielastige Musiklehre versetzt fühlte.
Dafür sorgen neben dem allgemein verständlichen Text nicht zuletzt auch die liebevollen Illustrationen von Klaudia Anosike. Man muss als Schüler mithin nichts spielen, was man nicht verstanden hat – im manchmal allzu praxisverliebten Musikunterricht keine Selbstverständlichkeit. Dass dabei auch der Spaß nicht zu kurz kommen muss, zeigen spielerische Kennenlernübungen wie die „Stummfilmmusik“ gleich zu Beginn (noch bevor man überhaupt eine „richtige“ Note gespielt hat) oder die pentatonische Improvisation für zwei Bratschen gegen Ende, die trotz der beschränkten technischen Möglichkeiten klangliche Erfolgserlebnisse garantieren.
Ein weiterer Pluspunkt: Dem Rhythmus wird grundsätzlich das gleiche Gewicht eingeräumt wie den Tonhöhen. Die ersten Spielstücke beschränken sich konsequent auf rhythmisches Zupfen oder Streichen der leeren Saiten in verschiedenen Taktarten, erst dann werden schrittweise die einzelnen Finger der linken Hand eingeführt. Auch bei solch vermeintlich trockener Materie kommt dennoch keine Spur Langeweile auf: Petra Stalz hat zu den einzelnen Stückchen nämlich auch jeweils eine fantasievolle Klavierstimme komponiert, die selbst aus der simpelsten Tonrepetition noch ein attraktives Vortragsstück macht. (Leider ist der Klavierpart nicht als eigenes Heft, sondern nur im Anhang gedruckt, sodass der Begleiter ein eigenes Exemplar braucht.)
Für den Fall, dass gerade kein Pianist zur Hand ist, kann man die zugehörige CD einlegen: Auf ihr sind alle 27 Kompositionen des Hefts gleich zweimal enthalten: einmal mit und einmal ohne Bratsche. Und weil sich die Schule nicht an die ganz Kleinen, sondern an AnfängerInnen von acht bis 15 Jahren richtet, finden sich bei den Klangbeispielen auch durchaus bluesige Arrangements mit zusätzlichen Effekten und grooviger Drum-Machine.
Am Ende dürften SchülerInnen, die diesen sympathischen Bratschen-Grundkurs absolviert haben, trotz des vergleichsweise bescheidenen technischen Anspruchs nicht nur Freude am Spielen, sondern auch gute Vo­raussetzungen z. B. fürs Ensemblespiel mitbringen. Ein zweiter Band für Fortgeschrittene wäre zu wünschen.
Joachim Schwarz