Joho, Markus

Violin Circle

Ein vergnügliches Spiel- und Übungsheft rund um die Tonarten und Techniken der Geige

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hug / Edition Pelikan, Zürich 2016
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 55

Als „vergnügliches Spiel- und Übungsheft“ kündigt der Untertitel den Violin Circle des Schwei­zer Violinpädagogen Markus Joho an. Näher betrachtet gilt dies jedoch nur für die bunte und vielseitige Literaturauswahl. Zahl­reiche Details erscheinen dann doch eher weniger vergnüglich. Dies gilt in erster Linie für die gelegentlich terminologisch unbefriedigenden, teilweise auch unzureichenden musiktheoretischen Erläuterungen, aber auch für das didaktisch-methodische Konzept.
So bezieht sich die Definition des Dreiklangs beispielsweise einzig auf den Grunddreiklang von Dur und Moll, unterschlägt jedoch Sext- und Quartsextakkord als Dreiklangsgebilde sowie übermäßige und verminderte Dreiklänge. Die parallele Molltonleiter als Ableitung von der Durtonleiter zu definieren, hierbei die Leittöne zu unterschlagen und stattdessen von reinem, harmonischem und melodischem Moll  ohne weitere Erläuterung zu sprechen, ist geeignet, verein­fa­chende Erklärungen meiner „Mu­sikschulkindheit“ zu manifestieren. Unbefriedigend ist auch die Erklärung zu Kirchentonarten.
Es ist sicher gut, Musiklehre in den Instrumentalunterricht zu integrieren, aber manchmal ist ein fachkundiger Lektor empfehlenswert. Manche Erklärungen wirken gar wie Stilblüten, beispielsweise die Behauptung, in der 3. Lage würde der 2. Finger zum 4. Finger – natürlich weiß man, was der Autor meint. Dies ist nur ein Beispiel aus den ­etwas verunglückten Erläuterungstexten.
Eine detaillierte Inhaltsangabe mit Titeln und didaktischen Inhalten gibt zusammen mit einer Legende und einem Stichwortverzeichnis eine gute und schnelle Übersicht. Das Heft didaktisch aber überwiegend am Quintenzirkel entlang aufzubauen, erinnert ein wenig an die alte Hohmann-Heim-Violinschule ver­gangener Tage – trotz der grafischen Darstellung der jeweils verwendeten Griffarten vor jedem Stück. Ist es wirklich sinnvoll, SchülerInnen dieses Alters mit einer b-Moll-Tonleiter zu plagen und Sur le Pont d’Avignon in Des-Dur mit dem 4. Finger auf „Des“ beginnend spielen zu lassen? Lagenwechsel stufenweise einzuführen ignoriert alle methodischen Ansätze moderner Geigenpädagogik, wiewohl die „Einfingertonleiter“ durchaus eine sinnvolle Übung sein kann.
Das Erscheinungsbild des Bandes mutet zudem trotz grafischer Markierungen etwas überladen und unübersichtlich an. Positiv anzumerken ist die Verknüpfung von klassischem Literaturspiel, folkloristisch geprägter Musik, Blues und Improvisation und eigenen Gestaltungsaufgaben.
Fazit: Das Heft ist als Sammlung von Unterrichtsliteratur eine brauchbare Quelle, erscheint aber trotz etlicher guter Ansätze als Geigenschulwerk eher weniger empfehlenswert.
Uwe Gäb