Munteanu, Petru
Violingeheimnisse aus 500 Jahren
Leopold Mozarts Violinschule im Kontext der Traditionen des Violinunterrichts
Welche Geigerin, welcher Geiger möchte sie nicht kennen, die Geheimnisse aus 500 Jahren Violinpädagogik? Dieser langen Zeitspanne hat sich kein Geringerer als der kürzlich verstorbene Petru Munteanu im neuesten Band der Augsburger Schriften gewidmet. Munteanu, ein vielseitiges Allroundtalent, erfahrener Violinpädagoge und erstklassiger Musiker, war bis kurz vor seinem plötzlichen Tod Lehrbeauftragter für Violine am Leopold Mozart College of Music in Augsburg.
Wie umfangreich sein violinpädagogischer Blick war, wird beim Lesen schnell deutlich: Auf über 400 Seiten skizziert er akribisch die Geschichte der Violinpädagogik. Er widmet sich zunächst den historischen Violinschulen bis 1756, stellt dann Leopold Mozarts Violinschule in den Mittelpunkt, ehe er die Vertreter der Violinpädagogik nach Mozart bis hin zu den heutigen Schulen vorstellt und analysiert.
Dieses Vorgehen verdient besondere Beachtung, denn durch die Einordnung der Violinschule Leopold Mozarts in den historischen Kontext mit dem umfassenden Blick auf Geschichte und Gegenwart kann die Bedeutung und der Einfluss von Mozarts Violinschule klar nachvollzogen werden.
Mit Hilfe zahlreicher Notenbeispiele, Abbildungen und Zitate aus historischen Quellen hebt Munteanu konsequent die Charakteristika und Grundgedanken der jeweiligen Violinschule hervor und erläutert Besonderheiten oder Unterschiede in speziell markierten Anmerkungen. Für jeden Geiger und jede Geigerin von großer Bedeutung ist Munteanus Dokumentation des geschichtlichen Verlaufs der Violintechniken. So erhalten die Leserinnen und Leser Einblicke in die Abhandlungen und Überlegungen von insgesamt 36 namhaften Violinpädagogen wie unter anderem Geminiani, Quantz, Tartini, Mazas, Spohr, Dancla oder S˘evc˘ík. Dabei werden die Geigen- und Bogenhaltung, verschiedene Strichtechniken, Fingersätze und Lagenwechsel, Verzierungsanweisungen oder Tonleitern thematisiert, um nur einige Beispiele aus der umfangreichen Darstellung zu nennen.
Munteanu gelingt es darüber hinaus, die methodischen und pädagogischen Akzente Leopold Mozarts akkurat in Beziehung zu anderen Violinschulen zu setzen, und er zeigt dadurch, in welcher Form diese bis in die heutige Zeit übernommen wurden und Gültigkeit besitzen.
Im Gesamten betrachtet lohnt sich der Kauf dieses Buchs in jedem Fall für alle interessierten Violinpädagoginnen und -pädagogen. Es besticht durch präzise und geballte Informationen, die jedes Geigerherz höher schlagen lassen.
Gabriele Hirte