Simon, Jürgen

Virtuelle Effekte

Effektgeräte-Software bietet kostengünstig vielfältige ­Möglichkeiten für den Unterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 29

Mit zunehmender Verbreitung von Popmusik-Unterricht nimmt auch der Einsatz elektronischer Instru­mente zu. Diese erfordern häufig eine ganze Sammlung nachgeschalteter Effektgeräte. Solche Geräte sind nicht nur ein Kostenfaktor, sie müssen auch transportiert, auf- und abgebaut werden – vor allem müssen für ein Ensemble genügend Geräte vorhanden sein. Diesen Schwierigkeiten kann man zum Teil mit einem Computer begegnen. Jürgen Simon befasst sich mit virtuellen Effekt­geräten für Windows-Rechner und beschränkt sich auf Software, die kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt wird. Vergleichbare Program­me gibt es jedoch auch für alle anderen Betriebssysteme.

Die Anforderungen an den Rechner zum Einsatz virtueller Effektgeräte sind nicht besonders hoch. Ein einigermaßen aktueller Rechner mit einem Prozessor mit zwei bis vier Kernen (2-4 Kern CPU) und zwei bis drei Giga­byte Arbeitsspeicher (2-3 GB) genügen bereits. Notebooks eignen sich dabei aufgrund ihrer besseren Portabilität besonders gut. Solange nur ein oder zwei Instrumente angeschlossen werden sollen, genügt auch die eingebaute Soundkarte für erste Experimente. Soll jedoch eine ganze Band auf diese Weise mit Effekten versorgt werden, muss ein entsprechend leistungsfähiges Mehrkanal-Audio­interface angeschafft werden. Solche Geräte mit acht bis sechzehn Eingangskanälen und USB-Anschluss gibt es bereits für weniger als 300 Euro. Dabei steigt die Anforderung an den Rechner nicht nur mit der Zahl der benötigten Eingangskanäle, sondern auch mit der Zahl der eingesetzten Effekte. Auch bei den einzelnen Effekten gibt es erhebliche Unterschiede bei den Anforderungen an die Rechenleistung.
Die einzelnen Effekte werden unter Windows als VST-Plug-ins1 zur Verfügung gestellt.2 In der Regel werden solche Plug-ins in Aufnahmeprogrammen verwendet. Sie können jedoch auch zum Live-Musizieren eingesetzt werden, wenn sie mit einem entsprechenden Host-Programm geladen werden. Neben diversen kommerziellen Programmen gibt es auch einige freie VST-Host-Programme. Eines der ältesten und gleichzeitig mächtigsten ist das Programm VSTHost von Hermann Seib.3 Es wird mit einem sehr umfangreichen englischsprachigen Handbuch geliefert und das Studium dieses Handbuchs ist auch dringend erforderlich, da sich die Bedienung nicht ohne Weiteres von selbst erschließt.

Alt, aber noch gut

Eine Besonderheit, die dieses Programm mit vielen freien VST-Plug-ins teilt, ist dem Alter der Programme zuzuschreiben. Obwohl sie teilweise auch heute noch weiterentwickelt werden, wurden sie nicht für die neueren Windows-Versionen ab Vista entwickelt. Sowohl VSTHost als auch viele ältere Plug-ins kommen mit dem Sicherheitsmechanismus der neueren Windows-Versionen, der es einem Programm verbietet, in sein eigenes Programmverzeichnis zu schreiben, nicht zurecht. Dies führt zu eigenartigem Verhalten dieser Programme, häufig ohne dass dabei entsprechende Fehlermeldungen angezeigt werden. Das Problem lässt sich jedoch ganz einfach lösen: Diese Programme dürfen nicht in die Verzeichnisse „Programme“ bzw. „Program Files (x86)“ installiert werden. In jedem anderen Pfad arbeiten sie problemlos. In der Regel erforden diese Programme auch keine Ins­tallation, sondern können einfach an einen beliebigen Ort auf dem Computer kopiert werden.

1 Virtual Studio Technology (VST) wurde von der Firma Steinberg 1996 für ihr Sequenzer-Programm Cubase entwickelt. VST etablierte sich als Industriestandard. Wenn ein Entwickler ein Plug-in für ein Audioprogramm herstellt, stattet er es typischerweise mit dem VST-Protokoll aus (Quelle: Wikipedia).
2 Insbesondere unter Windows spielen alternative Techniken wie Direct-X keine nennenswerte Rolle.
3 www.hermannseib.com/vsthost.htm

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