Menze, Jonas / Govinda Wroblewsky
Vom Karrieretraum zum Portfolio!?
Teil 2: Berufseinstieg und Erwerbstätigkeiten der AbsolventInnen musikpraktischer Studiengänge
In der vorigen Ausgabe berichteten die Autoren anhand einer Absolventenbefragung des Netzwerks Musikhochschulen über Stabilität und Veränderungen in den Berufszielen Studierender in den musikpraktischen Studiengängen an deutschen Musikhochschulen. In Teil 2 steht nun die Frage im Mittelpunkt, welche Erfahrungen die AbsolventInnen bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt gemacht haben und wie sich ihre Erwerbssituation zum Zeitpunkt der Befragung gestaltet.
Im Sommer 2018 wurden AbsolventInnen elf deutscher Musikhochschulen quer durch alle Studiengänge mithilfe eines umfangreichen Online-Fragebogens zu ihrem Bildungsweg, ihren Erfahrungen im Studium, ihrem Berufseinstieg, ihren Berufszielen, ihrem musikalischen Kompetenzerwerb, ihrer Lebenssituation und ihrer Erwerbstätigkeit sowie ihrer Lebenszufriedenheit befragt.1 Die bereits berichteten Ergebnisse zeigen, dass nahezu alle Studierenden der musikpraktischen Studiengänge zu Beginn ihres Studiums eine künstlerische Karriere anstrebten und die überwiegende Mehrheit auch nach Eintritt in den Arbeitsmarkt an diesem Ziel festhält. Während nur wenige AbsolventInnen das Ziel einer künstlerischen Karriere verwerfen, gewinnen pädagogische Berufsziele an Relevanz. Auch die weiteren Berufsziele und -perspektiven differenzieren sich qualitativ und quantitativ deutlich aus und tragen damit den Anforderungen einer Portfolio-Karriere Rechnung.
Insgesamt spielen intrinsische Motive – wie seinem Talent nachgehen zu können – bei der Studien- und Berufswahl die wichtigste Rolle. Auch wenn mit dem Einstieg ins Berufsleben extrinsische Faktoren – wie Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten – wichtiger werden, bleibt das Motiv einer primär künstlerischen Tätigkeit zumeist handlungsleitend. Im Folgenden werden nun die Erfahrungen der AbsolventInnen mit dem Berufseinstieg und die Erwerbssituation betrachtet.
Ergebnisse (Teil 2)
Berufseinstieg
In einer Mehrfachauswahl gab jeweils die Mehrheit der Befragten an, mit Abschluss des Studiums eine abhängige Beschäftigung (59 %) bzw. eine andere Form der Erwerbstätigkeit (Freiberuflichkeit, Engagements etc.; 60 %) gesucht zu haben. Nur 8 % der Befragten (n = 35) berichteten, nach ihrem Studium nicht nach einer Anstellung gesucht zu haben. Von diesen gaben 15 Befragte an, sich umorientiert und/oder ein weiteres Studium begonnen zu haben, und neun Befragte, bereits während des Studiums berufstätig gewesen zu sein bzw. ein Stellenangebot erhalten zu haben.
Die größte Herausforderung bei der Jobsuche stellte die schwierige Arbeitsmarktsituation dar (78 %; Mehrfachauswahl), gefolgt von persönlichen Lebensumständen (z. B. regionale Bindung; 20 %) und einem Mangel an eigenen (Fach-)Kompetenzen (z. B. spezielle Kenntnisse, Fremdsprachenkenntnisse; 11 %). Aufhorchen lässt, dass 9 % (n = 34) berichten, Diskriminierung aufgrund persönlicher Eigenschaften (Geschlecht, Herkunft etc.) erfahren zu haben. Genauere Angaben zur Form der erlebten Diskriminierung machten sie nicht. Demgegenüber berichteten immerhin 14 %, keine Schwierigkeiten bei der Jobsuche gehabt zu haben.
1 Die hier vorliegende Stichprobe umfasst 528 AbsolventInnen musikpraktischer Studiengänge (künstlerische Ausbildung, Hauptfach Instrument bzw. Gesang) der Musikhochschulen an den Standorten Detmold, Dresden, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Köln, Leipzig, Lübeck, Saarbrücken, Trossingen und Würzburg. Die Befragung fand zwischen rund drei und rund fünfeinhalb Jahren nach Beendigung des Studiums statt. Für weitere Informationen zur Erhebung und zur Stichprobe siehe üben & musizieren 6/2020, S. 52-55.
Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 1/2021.