Arendt, Gerd
Vom Musizierkreis zur wegweisenden Reform
Zwanzig Jahre Streicherklassen in Deutschland
Wer die Instrumentalpädagogin Birgit Boch und den Studiendirektor Peter Boch bei ihrer gemeinsamen Arbeit im Gymnasium St. Michael in Ahlen beobachtet, mag angesichts hunderter Instrumente, einem riesigen Musikzimmer und Unterrichtsstunden wie aus dem didaktischen Lehrbuch schnell geneigt sein, in Superlativen zu schwelgen. Der Streicherklassenunterricht hat sich zweifelsohne als Alternative zu konventionellen Musikstunden etabliert. In vielen Bundesländern (insbesondere Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen) sind „Streicherklassenunterricht-Zellen“ entstanden – bedingt vor allem durch Qualifizierungsmaßnahmen.
„Mehr als 60 Prozent aller Teilnehmer einer Weiterbildung richten danach auch Streicherklassen an ihren Schulen ein, das generiert Welleneffekte“, so die Erfahrung von Peter Boch. „Die Berührungsängste sind zurückgegangen“, ergänzt Birgit Boch, „das hat auch damit zu tun, dass Instrumentensätze und Basisausstattungen für Schulen heutzutage erschwinglich geworden sind.“ Zudem existiert mittlerweile Lehrmaterial, das eine fundierte Instrumentalausbildung gepaart mit theoretischem Background sicherstellt. „Wir haben uns das in den vergangenen zwanzig Jahren erarbeitet“, sagt Birgit Boch, „wir waren immer der Meinung, dass die Kinder, wenn sie schon derart anspruchsvolle Instrumente lernen, auch danach in ihrer Schule weiter betreut werden müssen!“
Momentan werden in Ahlen mehr als 300 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig an Bass, Cello, Bratsche und Violine ausgebildet. Das Streicherklassenunterricht-Angebot („herkömmlichen“ Unterricht gibt es auch) besteht für die Klassen fünf bis sieben und umfasst drei Stunden wöchentlich. Danach stehen umfangreiche weiterführende Angebote zur Verfügung wie Einzelunterricht oder auch Orchesterarbeit.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2013.