Schnabel, Hermann Michael

Vom Unterricht zu QM

Was wir von den Kernkompetenzen der Lehrkräfte für das ­Qualitätsmanagement an Musikschulen lernen können

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 4/2012 , Seite 22

Wenn wir die Auseinandersetzung mit Qualitätsmanagement-Systemen außer Acht lassen und uns den in­haltlichen Ausrichtungen, Aufgaben und Fertigkeiten zuwenden, die uns Qualitätssicherung und -entwicklung (QM) abverlangt, dann eröffnen sich Parallelen zur Aufgabe der Musik­erziehung, zur Arbeit der Lehrkraft mit dem Schüler oder der Schülerin im Unterricht, zur Aufgabenstellung öffentlicher Musikschularbeit als Ganzes.

Nicht zufällig möchte ich mit empfindsamer Wahrnehmung als erstem Bedingungsfaktor für die erfolgreiche Vermittlung instrumen­taler Fähig­keiten und Fertigkeiten beginnen und sie vor alle anderen Faktoren stellen. Wie wir unseren Schüler im Unterricht auditiv und visuell wahr­nehmen, lehrt uns, ihn zu verstehen, ihn zu begreifen, ihn abzuholen und seine Ausbildung zu führen. Welcher Ges­tus steckt hinter seinem Spiel? Welche Botschaften schickt uns der Schüler, wenn er seine Haus­aufgaben vorträgt? Wir sehen ihn in seiner Körperhaltung, in seinen Bewegungen und seiner Mimik, können ihn einschätzen und lernen, mit ihm einen Weg zu finden, der Musik ein Stück weit näher zu kommen. Im Lauf der Ausbildungszeit lernen wir unsere SchülerInnen immer besser kennen und bauen eine Beziehung zu ihnen auf, die es ermöglicht, Lernprozesse immer besser zu führen und für LehrerIn wie SchülerIn Erfolgsmomente zu erleben, die ihr Fundament im fortschreitenden Können am Instrument haben, im Erfahren im Unterricht.
So oft beschrieben und beschworen: Der Ton macht die Musik. Im Unterricht nutzen wir den Klang unserer Stimme, wir erheben sie und lassen sie fallen, wir sprechen einfühlsam und wiederum direkt, wir können mit unserer Sprache musikalischen Ausdruck im Stück vermitteln. Die Suche nach dem richtigen Ton, dem passenden Anschlag, dem passenden Strich bestimmt den Tonfall und den Inhalt unserer Kommunikation mit dem Schüler im Unterricht.
Übertragen wir diese Gedanken über den Unterricht auf die Musikschule als Organisa­tion, dann können wir die Frage stellen: Haben Führungskräfte einer Musikschule gelernt, die Kommunikation mit ihrem Kolle­gium mit gleicher Sensibilität, Wachheit und konkreter fachlicher Ausrichtung zu führen? Die Fähigkeit, empfindsam wahrzunehmen und zu verstehen, zwischen den Zeilen zu lesen, ist Grundvoraussetzung für gelingenden Unterricht und für Führungskräfte an Musikschulen, mit MitarbeiterInnen erfolgreich ins Gespräch zu kommen; ihre Leistungen zu sehen, ihr Können zu begreifen, sie entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen, sie als KollegInnen in eine Musikschule zu integ­rieren, sie in eine konstruktive Gemeinschaft hineinwachsen zu lassen. Kommunikationstechniken können erlernt werden. Sensibilität und fachliches Einfühlungsvermögen erleichtern es Führungskräften, jeden Musikschulkollegen als Pädagogen, Mitarbeiter und Mensch zu verstehen. Wenn aus Human Resources lebendige Mit­arbeiterInnen mit Erwartungen und Bedürfnissen werden, dann hat QM sinnlich Einzug gehalten.

Handwerkliche ­Fertigkeiten

Nun sind z. B. Notenlesen, Rhythmusverständnis oder Spieltechnik am Instrument Fähigkeiten, die wir an Musikschulen vermitteln. Sie bilden das Rüstzeug auf dem Weg zu Höherem. Handwerkliche Fertigkeiten besitzen wir auch in der Gestaltung einer Unterrichtsstunde. Wir planen und strukturieren sie im langfristigen Aufbau von Lernzyklen mit all ihren Zwischenstationen. Beobachten, einschätzen, reagieren, handeln, führend verbessern sind allgegenwärtig im Unterricht. Hier sind wir im Kernbereich der Musikschularbeit mitten im QM angekommen.
Der PDCA-Zyklus beschreibt einen iterativen Problemlösungsprozess, der seine Ursprünge in der Qualitätssicherung hat. PDCA steht für Plan (planen) – Do (tun) – Check (überprüfen) – Act (umsetzen).

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2012.