Burkert, Luna
Vom Zauber der ersten Stunde
Die Zeichnung einer Schülerin als Ausgangspunkt für Gedanken zur Bedeutung der ersten Unterrichtsstunde(n)
Dieses Bild stammt von einer meiner SchülerInnen, der damals achtjährigen Marlene. Sie zeichnete es nach unserer ersten Unterrichtsstunde, um sich meinen Namen besser merken zu können. Drei Jahre lang bewahrte sie das Bild auf. Zum Abschied schenkte sie es mir, denn aufgrund eines neuen Studienortes musste ich mich von der Vierergruppe junger Querflötistinnen, zu der auch Marlene gehörte, verabschieden.
In unserer letzten gemeinsamen Stunde nahmen wir das Bild zum Anlass, uns an unseren Anfang von vor drei Jahren zu erinnern: Der Elefant deutet darauf hin, dass das Musizieren-Lernen Stärke und Ausdauer verlangt. Die weise Eule erinnerte uns an einen Flötenklang, den wir mit dem Ruf einer Eule verglichen hatten. Blumen, eine Krone, ein Tausendfüßler: Marianne Franke und Simone Reinhold stellen in ihrer Didaktik der Geometrie fest, dass das Kind häufig nicht das zeichnet, „was es sieht, sondern, was es weiß. […] Auch wenn es ein konkretes Objekt abzeichnen will, verknüpft es die Anschauung mit Wissenselementen.“1 Der Höhepunkt in der Mitte des Bildes, das damals neue „Wissenselement“: die Loop-Querflöte, dargestellt mit Klappen, Blasloch und dem markanten Loop. Nach unseren drei Unterrichtsjahren konnten sich die Schülerinnen kaum mehr daran erinnern, wie sich dieses kürzere Instrument ohne C-Fuß und ohne Ringklappen damals angefühlt hatte!
Zurück zur ersten Unterrichtsstunde. Sie war nicht nur der Beginn des neuen Schuljahres, sondern auch der Auftakt zu einem neuen Erlebnis für die vier Schülerinnen. Eine Frage, die mich damals ebenso beschäftigt hat wie heute: Wie entscheidend ist die allererste Stunde für das zukünftige Verhältnis der SchülerInnen zum gewählten Instrument?
1 Franke, Marianne/Reinhold, Simone: Didaktik der Geometrie. In der Grundschule, Berlin 2016, S. 232.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2025.