Poelman, Ronald
Von fremden Ländern und Menschen
Zehn vierhändige Variationen des Klavierstückes aus den Kinderszenen von Robert Schumann, mit CD
Passend zum Schumann-Jahr ist dieser kleine Variationszyklus über das erste Stück der Kinderszenen erschienen. Der Komponist Ronald Poelman hat ihn spieltechnisch bewusst einfach gehalten, sodass die Stücke bereits früh im Klavierunterricht einsetzbar sind. Wie die Herausgeberin Elfi Renetzeder erläutert, können die Stücke sowohl zyklisch (beispielsweise im Vorspiel auf mehrere Schülerinnen und Schüler verteilt) als auch separat behandelt werden. Renetzeder regt auch Zeichnungen, Collagen, eigene Texte oder szenische Darstellungen zur Ergänzung im Rahmen eines Schülerkonzerts an.
Die zehn Variationen (denen das originale Stück Schumanns in einer vierhändig arrangierten Fassung leider nicht vorangestellt ist) orientieren sich in Umfang, Ablauf, melodischer Führung und Harmonik an Schumanns Vorlage. Damit ist auch klar, dass der Komponist im Rahmen des traditionellen Klavierspiels bleibt, also gerade nicht versucht, Elemente zeitgenössischer Tonsprache einzubauen. Die meisten Pädagoginnen und Pädagogen werden dies zu schätzen wissen.
Da die spieltechnische Schwierigkeit gering ist (etwa auf dem Niveau der leichteren Stücke des Schumann’schen Albums für die Jugend op. 68), kann das Augenmerk ganz den musikalischen Ansprüchen gewidmet werden. Der gestalterische Lerneffekt ist sehr hoch, ganz abgesehen vom kammermusikalischen Wert: Primo- und Secondo-Part besitzen vergleichbare musikalische und technische Ansprüche, sind somit für die Spielerinnen und Spieler gleichermaßen dankbar, sodass sich dieser Zyklus auch als Schulung des Zusammenspiels und gemeinsamen Aufeinanderhörens eignet.
Abgerundet wird die vorliegende Ausgabe durch die sorgfältige Fertigung und das ansprechende Äußere. Die Stücke sind in Partitur gesetzt, was Vorteile für das Zusammenspiel und das Erarbeiten im Unterricht bringt. Nachteilig allerdings ist, dass man beim Spiel jeweils eine Seite nicht geradeaus blickend vor Augen hat, sondern sich „schräg“ orientieren muss, um auf der weiter entfernten Seite seinen Part zu lesen. Die Notengrafik ist ordentlich und übersichtlich, die Noten sind recht groß gesetzt (was das oben erwähnte kleine Manko der Partitursetzweise ausgleicht). Mit Ausnahme der abschließenden Variation sind alle Stücke auf einer Doppelseite untergebracht und mit ausgesprochen schönen farbigen Illustrationen versehen.
Abgerundet wird die Ausgabe durch eine CD für einen ersten Höreindruck, die neben den vorliegenden Variationen auch weitere pädagogische Werke Poelmans im Pianodidact-Verlag enthält; dabei handelt es sich aber nicht um eine Play-along-CD, die beim häuslichen Üben den jeweils anderen Part abspielt. Alles in allem eine in jeder Hinsicht gelungene Ergänzung der vierhändigen Unterrichtsliteratur.
Christian Ubber