Graham, David P. (Hg.)

Von Schmetterlingen, Walen und anderen Dingen

Neue Stücke für vier Akkordeons, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Augemus, Essen 2021
erschienen in: üben & musizieren 5/2021 , Seite 62

Dies ist die dritte Ausgabe von Stücken für Akkordeon, die SchülerInnen der Kompositionsklasse von David Graham an der Clara-Schumann-Musikschule in Düsseldorf komponiert und bereits 2016 im Rahmen des Jugendfestivals für Zeitgenössische Musik in Köln uraufgeführt haben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, die Anregungen und Hilfestellungen zum Komponieren für Kinder und Jugendliche anbieten und dazu beitragen, Musik nicht nur zu reproduzieren, wie es einmal gängige Unterrichtspraxis war. Was sich daraus entwickeln kann, wird viel zu selten dokumentiert bzw. publiziert, so wie es hier mit neun Stücken für Einzeltonakkordeon der zwischen elf und 16 Jahre alten SchülerInnen in beeindruckender Weise geschieht.
Daniel Erlenhofer Diez, Jan Schym­czyk und Felix Kesler zeigen mit ihren sehr unterschiedlich angelegten Stücken eine erstaunliche Vielfalt an klanglichen, rhythmischen, melodischen und harmonischen Einfällen bei Hundewalzer, Schmetterling und Riese und Narzissen. Sich langsam entwickelnde Klangfelder und sich darin einfügende, einander abwechselnde rhythmisch-melodisch-ostinate Motive verbreiten eine unbekümmerte Frische und Leichtigkeit.
Die folgenden, im Schwierigkeitsgrad ansteigenden Stücke von Ben Roa Canales (Die Trauerweide), Laura Erlenhofer Diez (De puntillas) und Kevin Hunder-Conolly (The Wahle in the Waves) weisen interessante und spannungsvolle kompositorische Elemente wie rhythmisch-klangliche Verschiebungen, Repetitionseffekte oder auch die Einbeziehung von rahmennotierten Geräuschen auf, die bereits ein fein abgestimmtes Zusammenspiel erfordern.
Die klanglichen Plastizitätsmöglichkeiten des Akkordeons werden dann vor allem in den (auch wettbewerbsprämierten) Kompositionen von Ivo Kesler (Bahnen), Lukas Döhler (Antwort) und Ryokan Yamakata (Alarm, Panik) aufgezeigt. Hier finden sich schon sehr ausdifferenzierte, klanglich erstaunlich reife Momente, die auch die InterpretInnen vor anspruchsvolle Aufgaben stellen.
Insgesamt sind die technisch-musikalischen Anforderungen an die SpielerInnen nie leicht im Sinne von plump-unterhaltend, hölzern oder schwerfällig. Selbst die einfacheren Stücke lassen bereits eine ausgeprägte Raffinesse und Vielschichtigkeit der musikalischen Ideen und Formensprache erkennen. Hinzu kommt, dass auch die Spielenden aufgefordert sind, sich Gedanken über Registrierung und zusätzliche bzw. alternative Artikulationen zu machen.
Der Augemus-Verlag hat die musikalischen Ideen in ein übersichtliches Notenbild gesetzt und kurze Hinweise zu den jungen KomponistInnen und der Entstehungsgeschichte der Stücke verfasst. Wer im Besitz der vorliegenden, über fünfzigseitigen Partitur ist, der kann beim Verlag um kostenlose pdf-Dateien der Akkordeonstimmen bitten.
Romald Fischer