Schostakowitsch, Dmitri
Walzer Nr. 2 aus “Suite für Varieté-Orchester”
bearb. für Altblockflöte und Klavier
Liest man den Namen Schostakowitsch, denkt mancher zuerst an groß besetzte und ziemlich laute Symphonien, zahlreiche Streichquartette und stalinistische Hymnen, an harte, oft geradezu grausame Harmonik, Dissonanzen, Schlagwerk und kreischendes Blech. Doch in diesem kleinen Heftchen können Sie das alles vergessen. Der Walzer Nr. 2 aus der Anfang der 1950er Jahre entstandenen Suite für Varieté-Orchester gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Stücken des 20. Jahrhunderts, taucht in zahlreichen Filmen als Hintergrundmusik auf und wurde selbst von Unterhaltungsmusikern wie André Rieu oder Karel Gott für ihre Zwecke verwurstet.
Das hat seinen Grund: Die drei Themen dieser 219 Takte in c-Moll/Es-Dur bestehen aus reizenden Melodien, das Stück besitzt Schwung und Drive ebenso wie eine Spur von Melancholie, gar Sentimentalität. Und das alles bei relativ einfacher Harmonik, unkomplizierten Rhythmen und nur etwa dreieinhalb Minuten Dauer. Ein geniales Stück, das jedes Publikum begeistern dürfte und sich darob ausgezeichnet für Vorspielabende jeglicher Couleur eignet. So kann man dieses Arrangement von Irmhild Beutler und Sylvia Corinna Rosin für Altblockflöte und Klavier nur als eine hervorragende Idee bezeichnen.
Sicher: Das erste Thema, das im Original vom Altsaxofon gespielt, dann von anderen Blasinstrumente aufgenommen, später mal von den Streichern, mal von einer Posaune adaptiert wird, erklingt hier naturgemäß vergleichsweise monochrom – aber für knapp vier Minuten dürfte das auch dem ungeduldigsten Hörer nicht zu viel werden.
Zusätzlich zum Reiz des Stücks besitzt dieses Arrangement aber auch noch den Vorteil, dass es nicht allzu schwer zu spielen ist. Die Klavierstimme beschränkt sich im Wesentlichen auf die Grundtöne der jeweiligen Harmonien in der linken, die dazugehörigen – fast immer dreistimmigen – Akkorde in der rechten Hand; selbst im flotten Tempo nichts, was man wochenlang üben müsste. In der Altblockflöte besteht die hauptsächliche Schwierigkeit für noch nicht so fortgeschrittene SpielerInnen eventuell in den vielen hohen Tönen: Die Melodie schwingt sich auf bis zum (notierten) g”’, wobei allerdings viele der hohen Stellen fakultativ auch nach unten oktaviert werden können.
Es kommen verschiedene Artikulationsarten zum Tragen, doch wird vom Spieler dahingehend nichts Außergewöhnliches erwartet. Wer sonst vor allem in barockem Repertoire zuhause ist, wird möglicherweise den einen oder anderen Griff (z. B. für des”’) nachschlagen müssen, aber letztendlich gibt es auf dem Instrument unangenehmere Tonarten als c-Moll.
Wesentlich ist, dass die scheinbar so schlichte Komposition so genial geschrieben ist, dass man sie am liebsten immer wieder durchspielen möchte. Schostakowitschs Walzer macht schon alleine gespielt Spaß und reißt im Duo dann so richtig mit.
Andrea Braun