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Feiner, Emmanuel

Webinare an der Musikschule

Eine Chance für digitale Lernerlebnisse im musikpädagogischen Kontext

Rubrik: Digital
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 32

Der digitale Raum bietet viele Möglichkeiten, über den reinen Onlineunterricht hinaus SchülerInnen aller Altersgruppen mit musik- und instrumentalpädago­gischen Inhalten anzusprechen. Welche Rolle können Webinare im Kontext der Musikschule spielen und welcher Mehrwert ergibt sich dadurch für die instrumentalpädagogische Praxis?

2020: das Jahr der Onlinekonferenzen, Teams-Meetings und Zoom-Besprechungen. Wer hätte vor März 2020 gedacht, dass innerhalb kürzester Zeit so viele Bereiche einschließlich des Instrumentalunterrichts auf Web-Conferencing-Tools so dringend angewiesen sein werden? Lehrende haben in diesen Zeiten viel ausprobiert, unterschiedlichste Plattformen, Mikrofone und anderes Equipment getestet, für gut befunden oder zurückgeschickt – oder gar erst mit mehrwöchiger Verspätung aufgrund von globalen Lieferengpässen bekommen. Eines steht jedenfalls fest: Softwareanbieter wie Zoom, Microsoft mit Teams, Cisco mit Webex, Jitsi oder Skype zählen zu den Gewinnern dieser herausfordernden Zeit.
Es stellt sich jedoch die Frage, welche weiteren sinnvollen Einsatzmöglichkeiten es für den virtuellen instrumentalpädagogischen Raum – neben dem synchronen Unterricht über Web-Conferencing-Tools – gibt, die im besten Fall auch über den Lockdown hinaus relevant sein können? Dazu könnten Webinare zählen, deren Bedeutung und Potenzial für Musikschulen hier diskutiert werden soll.
Als Webinar wird ein Treffen mehrerer Personen im virtuellen Raum zur Vermittlung von Wissen und der Demonstration anwendbarer Übungen, die die Teilnehmenden gleichzeitig praktizieren oder trainieren können, verstanden. Im Unterschied zum digitalen Einzelunterricht besteht die Gruppe der Teilnehmenden hier beispielsweise aus einer Instrumentalklasse, aus SchülerInnen mehrerer Instrumentalklassen eines Fachbereichs bis hin zu SchülerInnen aus mehreren Fachbereichen. Für die SchülerInnen ergibt sich dabei die Möglichkeit, sich neues Wissen in eigenständig ausgewählten Bereichen anzueignen; und dies auch von Menschen, zu denen sie sonst aufgrund geografischer Distanzen, fehlender terminlicher Ressourcen oder einfach aus Gründen der Zuordnung zu einer anderen Instrumentalklasse nicht in Kontakt getreten wären.

Voraussetzungen

Technisch gesehen bewegt sich das Webinar auf einer ähnlichen Schiene wie der ­digitale Unterricht, jedoch mit einer entscheidenden Erleichterung: Je nach individuellem Format und Auslegung des Webinars werden wenige bis gar keine technischen Upgrades (Mikrofone oder Kopfhörer) seitens der Teilnehmenden gebraucht. Langfristig sei jedoch allen SchülerInnen und Lehrenden ein qualitativ höherwertiger Kopfhörer ans Herz gelegt, da man seinen eigenen Ohren damit durchaus Gutes tun kann.
Als Plattform für Webinare hat sich vor allem Zoom bewährt, da es zum einen die besten Möglichkeiten bietet, das Audiosignal aus einem Audio-Interface oder USB-Mikrofon so originalgetreu wie möglich zu verarbeiten und damit eine möglichst hohe Klangtreue zu erzielen,1 und zum anderen, weil es auf diese Weise möglich ist, zwei Audiokanäle in das Webinar einzuspielen, sodass man beispielsweise ein E-Piano per Klinkenkabel direkt mit dem Audio-Interface verbinden und damit im Zoom-Webinar spielen kann. Darüber hinaus haben sich in der Erprobung unterschiedlicher Webinar-Szenarien schnelle Erfolge im Umgang bei SchülerInnen wie auch Lehrenden eingestellt, sodass die grundlegenden technischen Abläufe wie beispielsweise das Starten eines Webinars oder die Teilnahme an einem Webinar, das Stummschalten, das Handheben bei einer Wortmeldung oder das Kommentieren im Meeting-Chat offensichtlich schnell erlernbar sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in puncto Audioqualität und Gruppendynamik bezieht sich auf die „Funkdisziplin“ während eines Webinars. Im Optimalfall ist immer nur jeweils ein Mikrofon aktiv und die Teilnehmenden schalten sich selbst stumm bzw. öffnen ihr Mikrofon nach Aufruf und wenn sie etwas zum Gespräch beizutragen haben. Kurz gesagt: „Einer spricht, die Anderen hören zu.“ Dieses Vorgehen und die damit verbundenen Abläufe können bereits mit SchülerInnen in der Primarstufe trainiert und nach wenigen Einheiten beinahe automatisiert eingefordert und praktiziert werden.

Inhaltliche Ausrichtung

Welche Inhalte eignen sich besonders gut für ein Webinar? Natürlich gibt es Bereiche, in denen eine der größeren Gruppe geschuldete verallgemeinerte Betrachtung einzelner Aspekte keine individuelle Betreuung Einzelner ermöglicht. Dafür können jedoch Aspekte angesprochen werden, die im regulären Unterricht weniger umfangreich Beachtung finden.

1 In den Audio-Einstellungen der Software können mittlerweile (Stand 12/2020) diverse Hallunterdrückungs- und Optimierungsmechanismen deaktiviert und der „Originalton“ aktiviert werden, was bedeutet, dass das Audiosignal aus dem USB-Mikrofon oder dem Audio-Interface weitgehend unberührt eingespeist wird.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2021.