Schlothfeld, Matthias / Philipp Vandré (Hg.)

Weikersheimer ­Gespräche zur Kompo­sitionspädagogik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: ConBrio, Regensburg 2018
erschienen in: üben & musizieren 4/2019 , Seite 56

Dieser Band ist eine Sammlung von Problemaufrissen und Analysen aus dem didaktischen Diskurs zur Frage nach Lernbarkeit von Musikerfindung. Der Impuls zu dieser Veröffentlichung ging von der Jeunesse Musicales aus, die sich schon seit mehreren Jahrzehnten innerhalb der Kompositionswerkstatt Schloss Weikersheim diesem Thema widmet, das dann 1986 auch in den deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb „Jugend komponiert“ mündete.
„Der kompositorisch-kreative Um­gang mit Tönen und Klängen hat sich in unserer Kultur nie so richtig als Allgemeingut durchgesetzt“, heißt es im Vorwort und wird mit der Absicht ausgesprochen, hier zukunftsträchtig anzusetzen aus der Erkenntnis heraus, dass „gerade das Neu-Erfinden von eigenen Musik- und Klanggestaltungen […] ein wichtiges Moment für die erweiterte humane Selbstäußerungspalette“ wäre.
Sicherlich wird auch richtig angemerkt, dass Kinder, die sich in solchen Bereichen versuchen, leicht in die Nische des „Wunderkindes“ rücken und damit eine Außnahme-Erscheinung darstellen, die nicht verallgemeinert werden kann.
Insofern ist eine Veröffentlichung, wie sie hier vorliegt, sicher als überfällig zu bezeichnen, da eine weitere Entwicklung dieser Absichten unter Umständen in eine praxisbezogene Didaktik-Perspektive für die kommenden Jahre in musikpädagogischen Ins­titutionen führen könnte.
Der Band stellt eine Mischung aus Bestandsaufnahme, Projektanalysen und Ausblicken dar, die auch in dieser verschriftlichten Form die Lebendigkeit des Diskurses widerspiegeln. In vier größeren Abschnitten wird die Thematik erörtert:
– Komponieren in der Schule
– Komponieren in der Musikschule
– Förderung durch Wettbewerbe und Workshops
– Konzepte und Perspektiven an Musikhochschulen.
Durch die Vielzahl der Beteiligten Experten aus diesen vier ins­titutionalisierten Bildungskomplexen entsteht ein facettenreiches Bild aus praktischen Erfahrungen und Vertiefungen durch zum Teil auch kontroverse Diskussionsbeiträge.
Sicherlich kostet es einige Mühe, diese quasi protokollarisch zusammengestellten Statements und Dialoge zu lesen und daraus Konsequenzen und Anregungen für sein eigenes Tun herauszufiltern. Es bleibt aber – vielleicht als zentraler Impuls dieser Werkstattgespräche – auch eine Aufforderung an jeden Musikpädagogen, sich auch für seinen eigenen Unterricht, unabhängig vom Instrument, die Frage nach Angeboten zum Selbermachen von Musik als Motivationsverstärker zu stellen. „Stell dir vor, die Musik, die du liebst, machst du selbst“ wäre ein schöner Slogan aus einem nur reproduktiven Unterrichtszirkel herauszukommen und, ganz im Sinne der Herausgeber, die Chance zur Erweiterung der „Selbstäußerungs­palette“ zu nutzen.
Thomas Holland-Moritz