Faltin, Renate

…wer nichts weiß, übt dumm!

Anleitungen zum Üben klassischen Gesangs

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2024
erschienen in: üben & musizieren 3/2025 , Seite 61

Der Titel der vorliegenden Zeitschrift macht es deutlich: üben und musizieren gehören untrennbar zusammen. Dies gilt besonders für den Bereich der klassischen europäischen Kunstmusik. Autorin Renate Faltin – ehemalige Sopranistin, Gesangspädagogin und langjährige Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin – ist sich dessen sehr bewusst und legt mit ihrer neuen Publikation ein ausführliches gesangspädagogisches Lehrwerk zu diesem Themenfeld vor.
Renate Faltin nimmt die Lesenden mit auf eine Reise durch die Fachdidaktik Gesang. Auf knapp 200 Seiten breitet sie zentrale Themen aus und arbeitet sich vom ersten Kapitel an („Üben lernen – klüger werden schadet nie“) durch Themenfelder wie Haltung, Resonanzraum, Körperempfindung, Stimmsitz, Vokalausgleich, Konsonanten, Atmung, Lagenausgleich, Intonation, Stütze, Geläufigkeit, Interpretation, Einsingen oder Indisposi­tion bis zum Kapitel 20: „Abgesang – über den Tellerrand geschaut“. Zuletzt gibt es noch die „Zugabe – mein Bouquet für dich“ mit 115 Lied- und Arienempfehlungen für Lehrende und Lernende. Alle Kapitel sind gefüllt mit anschaulichen Notenbeispielen, die Renate Faltins Erläuterungen musikalisch untermauern.
Darüber hinaus enthält das Buch eine Anzahl von QR-Codes, welche zu Videos führen, die die Erläuterungen der Autorin untermauern. Faltin geht in jedem Kapitel ausgiebig auf das zentrale Thema ein und beschreibt, wie das Themenfeld gut erarbeitet werden kann. Besonders inspirierend sind ihre Beispiele zur Er­arbeitung von Liedgut: Sie wählt vier Lieder von drei Komponistinnen aus (Fanny Hensel, Johanna Kinkel, Josefine Carl Lang). Bei jedem Lied stellt sie die Komponistin kurz vor (allerdings ohne Quellen), stellt Analysefragen an das Lied und beantwortet diese und geht dann sehr ausführlich auf die gesangstechnischen Aufgaben ein und erläutert diese anhand wiederholter Notenbeispiele. Der ­Titelbegriff des Übens gerät zuweilen etwas in den Hintergrund.
Renate Faltin formuliert in verständlicher und nachvollziehbarer gesangspädagogischer Fachsprache; grau hinterlegt flicht sie besondere Tipps in den Fließtext ein. Die Autorin spricht die Lesenden mit Du an und es entsteht fast das Gefühl, im realen Gesangsunterricht zu hospitieren.
Das Buch reiht sich ein in eine Anzahl gesangspädagogischer Publikationen, die versuchen, Gesangsunterricht und gesangspädagogisches Handeln in gedruckte Worte zu fassen. Gedrucktes gesangspädagogisches Handeln erscheint allerdings offenkundig als ein Ding der Unmöglichkeit. In Kombination aber mit realem, fundiertem und musikalisch anspruchsvollem Gesangsunterricht kann das Buch eine anschauliche Ergänzung darstellen.
Raika Lätzer

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