Schulte im Walde, Christoph

Wie geht’s weiter nach der ­Grundschule?

Mit welchen Angeboten und Methoden kann man Jugendliche auch weiterhin für aktives Musizieren begeistern?

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2010 , Seite 41

Das wird niemand bezweifeln: Je früher junge Menschen mit Musik in Berührung kommen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Begegnung ihr Leben nachhaltig und dauerhaft prägt. Musik als Lebensmittel, als Ausdruck eigener Kreativität, als Gewinn neuer Erfahrungen – daran arbeiten neben den Schulen und Musikschulen in letzter Zeit diverse Initiativen und Projekte mit oft recht griffigen Abkürzungen wie MoMo, SMS, JeKi oder JEKISS; dies nur einige von vielen, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
So erfreulich diese Musikalisierung junger Menschen ist – oftmals bricht sie abrupt ab. Etwa dann, wenn für Kinder nach ihrem letzten Grundschuljahr ein Wechsel auf weiterführende Schulen ansteht. Da droht musi­kalische Förderung nicht selten in einem „Schwarzen Loch“ zu verschwinden. Wo sie dagegen weiterhin geleistet wird, entstehen mitunter neue und ungewohnte Unterrichtskonstellationen: Unterschiedliche GrundschülerInnen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten kommen dann zusammen, die zwar gleichermaßen mit dem „Musikvirus“ infiziert wurden, aber mitunter weit auseinander gehende Vorstellungen davon haben, ob und wie sie Musik machen möchten. Da entstehen nicht selten sehr heterogene Gruppen, für die es gilt, im Anschluss an die ersten Musikerfahrungen nach adäquaten Möglichkeiten musikalischer Bildung zu suchen. Denn eines ist klar: Das bereits erworbene Potenzial dieser jungen Leute soll nicht einfach irgendwo versickern.
Die Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen erkundet im Rahmen eines Symposiums vom 28. bis 30. Januar 2011, in welcher Form und mit welchen päda­gogischen Modellen erreichen werden kann, dass Gruppen von Jugendlichen mit uneinheitlich ausgeprägten Grundvoraussetzungen und Motivationen weiter „am Ball bleiben“. Vor allem wird es darum gehen, wie die bereits gemachten Praxiserfahrungen aus den Musikalisierungsprojekten sinnvoll weiterzuführen sind.
Nicht allein die Situation an Haupt- und Realschulen gerät dabei in den Blick, sondern auch die an Gymnasien und Musikschulen, wo Bedarf nach neuen musikpädagogischen Konzepten besteht. Wie können fächer- und instrumentenübergreifende Projekte aussehen? Dies nur eines von vielen Themen, die das Symposium aufgreifen wird.
Und ganz abgesehen von den allgemein bildenden Schulen: Längst sichtbar geworden ist, dass auch die Musikschulen ihr Aufgabenfeld verändert haben und weiter verändern müssen. Musikschullehrkräfte stehen vor der Herausforderung, sich noch mehr zu öffnen für eine inhaltlich andere Arbeit, die über das erlernte Instrument(arium) hinaus viel mehr in die Breite geht. Auch hier will das Symposium Hilfestellung geben. Immer im Fokus: der Gruppenunterricht für Jugendliche mit bunt gemischtem musikalisch-kulturellen Hintergrund. Dabei werden unter anderem die Grundgedanken der Elementaren Musikpädagogik fruchtbar gemacht, nicht einengend verstanden als Basismusikalisierung für die Jüngsten, als vorschulische Erziehung, sondern als Lieferant für praxisorientierte und auf alle Generationen anwendbare Methoden und Techniken, die sich dem Thema nähern: Wie können der eigene Körper, die eigene Stimme, Bewegung und das eigene Musizieren in Schulklassen oder außerschulischen Gruppen erlebbar werden?
Partner des Trossinger Symposiums sind der Arbeitskreis für Schulmusik (AfS), der Verband Deutscher Schulmusiker (VDS), der Verband deutscher Musikschulen (VdM) sowie der Deutsche Tonkünstlerverband (DTKV) und die Hochschule für Musik Würzburg – also fünf der wesentlichen Träger im Bereich der musikalischen Bildungsarbeit für Jugendliche. Zur Teilnahme eingeladen sind Musikpädagoginnen und -pädagogen aller Schulformen, der Musikschule und Selbstständige, die Jugendliche zum aktiven Musizieren anregen wollen. Ganz besonders willkommen sind Studierende und zukünftige Lehrerinnen und Lehrer.
Referentinnen und Referenten wie Barbara Busch (Hochschule für Musik Würzburg), Daniel Jakobi (Popakademie Baden-Württemberg), Norbert Koop (Musikschule Bochum; vormals Fachberater der JeKi-Stiftung) und Jürgen Terhag (Hochschullehrer in Köln und Bundesvorsitzender des AfS) versprechen einen lebhaften Meinungsaustausch und Erweiterung des Erfahrungshorizonts. Anmeldungen sind möglich bis zum 7. Januar 2011.

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 6/2010.