Herzfeld, Isabel

Wissensdurst und Lebens­hunger

Zum zweiten Mal unterrichteten Mitglieder von „Spectrum Concerts Berlin“ an einer Musikschule im Kosovo

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 44

Aufwühlende Bilder von Krieg und Zerstörung, Elend und stolzer Selbstbehauptung gingen vor fünfzehn Jahren um die Welt, doch heute ist der Kosovo ein vergessener kleiner Landstrich im südwestlichen Balkan. Europa kümmert sich wenig um sein „Ziehkind“, vor allem von kulturellem Austausch ist wenig zu spüren, von einer gezielten Förderung ganz zu schweigen. Auch Frank Dodge, Gründer und künstlerischer Leiter der Kammermusik-Formation „Spectrum Concerts Berlin“, hatte sich seine Tätigkeit in Kosovos zweitgrößter Stadt Prizren nicht ausgesucht. Es war eher Zufall, dass er vor zwei Jahren in den knapp 180000 Einwohner großen Ort geriet. Denn die ebenso ungewöhnliche wie erfolgreiche Konzerttätigkeit seiner Gruppe, die sich vorwiegend in der deutschen Hauptstadt – jedoch ohne deren finanzielle Unterstürzung – abgespielt hatte, schien vor dem Aus zu stehen. So suchte Dodge nach neuen Betätigungsmöglichkeiten. Dass „Spectrum“ sie ausgerechnet in der Musikschule „Lorenc Antoni“ finden würde, hätte er nie gedacht. Er sah und hörte, dass es dort an allem fehlte, an geeigneten Räumen, an Instrumenten, Notenmaterial und finanzieller Unterstützung, um die weitere Ausbildung begabter Studenten an renommierten Musikakademien des Auslands zu subventionieren.
Fortan beschloss Dodge, seine Arbeit, die bis dahin vornehmlich dem Brückenschlag zwischen neuerer Kammermusik der USA und europäischer Tradition gegolten hatte, auf Osteuropa auszudehnen. Im Februar 2013 traf die erste Delegation, bestehend aus dem Geiger Alexander Sitkovetzky, der Pianistin Naomi Niskala, dem Klarinettisten Lars Wouters van den Oudenweijer und dem Cellisten Dodge in Prizren ein, um junge StudentInnen zu unterrichten und mit ihnen gemeinsam Konzerte zu geben.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2014.