Doll, Frank

Wonderful Tonight / Mamma Mia / Summer of ’69 / Don’t Stop Believin’

for guitar ensemble, Partitur und Stimmen, jeweils mit Online-Material

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2023
erschienen in: üben & musizieren 4/2024 , Seite 61

Nach zahlreichen Bänden für die E-Gitarre widmet sich Frank Doll in seiner neuesten Veröffentlichung den eher klassisch orientierten MusikerInnen. Doll hat vier Rockklassiker der 70er und 80er Jahre für vier Gitarren arrangiert. Die Songs von Eric Clapton, Bryan Adams, Abba und Journey erstrahlen im freundlich klingenden akustischen Gewand und sind jeweils als Einzelausgabe erhältlich.
Die Rollen der vier Stimmen sind klar definiert: Gitarre 1 spielt die Melodie und Leadgitarrenmotive, Gitarre 2 und 3 sind für die Akkordbegleitung mit gelegent­lichen Ausflügen in eine zweite Stimme zuständig, während Gitarre 4 den Bass-Part übernimmt. Doll hat sich bei allen Songs viel Mühe gegeben, alle wichtigen Elemente gut spielbar zu übertragen. Heraus kommen Gitarrenversionen der bekannten Hits, die nahe am Original-Arrangement sind, ohne zu versuchen, dieses neu oder künstlerisch anders zu interpretieren.
Doll gibt der Gitarrenlehrkraft und ihren SchülerInnen eine Menge Material an die Hand. Im Heft finden sich neben einer Partitur mit allen vier Gitarrenparts herausnehmbare Einzelstimmen in Noten und Tabulatur. Sehr gut, denn so kann auch der nicht so notenfeste Gitarrist die Arrangements erlernen. Zum Einstudieren kann man diverse Audiotracks über die Website des Verlags herunterladen: neben dem kompletten Arrangement zum Anhören oder Mitspielen auch Versionen ohne eine bestimmte Gitarre als Audiofiles – und das in verschiedenen Tempi, von 80 bis 100 Prozent. Leider fehlen die Einzelstimmen als Audiofiles. Es wäre hilfreich, den eigenen Part ohne die anderen Stimmen zu hören und mitzuspielen, bevor man den Song im Ensemble mit anderen spielt. Auch das genaue Ausführen der Rhythmen ist für nicht so erfahrene GitarristInnen auf diese Weise deutlich leichter zu lernen.
Eine mögliche Begründung für das Fehlen der Audiofiles der Einzelstimmen könnte der eher klassische Ansatz der Arrangements sein. Kann man Noten lesen, muss man sich den Rhythmus nicht über das Gehör erschließen. Das ist konsequent, verringert aber die Zielgruppe der Hefte auf klassisch ausgebildete MusikerInnen. Dafür spricht auch das Fehlen von Akkordsymbolen und rocktypische Bezeichnungen der Songteile wie Int­ro/Verse/Chorus, die das Verständnis der Kompositionen erleichtern würden.
So bleibt es bei der klassischen Herangehensweise: Man hat die Noten vor sich und spielt das Arrangement von vorne bis hinten durch. Das erweitert das Repertoire eines Gitarrenensembles in poppiger/rockiger Richtung und klingt angenehm. Eine Erweiterung mit Akkordsymbolen oder Improvisationspassagen hätte jedoch eine Brücke zwischen klassischen und rockigen InstrumentalschülerInnen schlagen können. Vielleicht berücksichtigt Doll diese Idee in zukünftigen Arrangements – ich würde mich freuen!
Martin Schmidt