Knop, Lüder

Zwei Suiten

für 2 Melodieinstrumenteund mit ausgesetztem Generalbass versehen, Partitur und 3 Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: eres, Lilienthal 2014
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , Seite 59

Der Komponist Lüder Knop entstammte einer Emdener Musikerfamilie, die Ende des 16. Jahrhunderts nach Bremen übersiedelte, wo einige ihrer Mitglieder diverse musikalische Ämter wie das des Organisten an St. Stephani oder des Leiters der städtischen Ratsmusik übernahmen. So wurde auch Lüder, geboren 1615, im Jahr 1645 zum Organisten an St. Stephani ernannt; ein Posten, auf dem er bis zu seinem Tod 1665 verblieb. Von seiner Hand sind zwei Suitensammlungen und ein geistliches Vokalwerk überliefert, wobei im ersten Suitenband die zweite Melodiestimme fehlt. In der vorliegenden Ausgabe wurden zwei Suiten aus diesem Band veröffentlicht, in denen der Bremer Musikenthusiast und -forscher Oliver Rosteck die zweite Melodiestimme ergänzt und die Ausgabe mit einer Generalbassaussetzung versehen hat.
Bei beiden Suiten – jeweils bestehend aus den Teilen Paduana, Galliarde, Ballett I und II, Sarabande und Courante – handelt es sich um harmonisch-melodisch eher anspruchslose, aber durchaus gefällige Musik: Viele Tonleitern, Terzen- und auch mal Sextenseligkeit, klare Harmonien, vorhersagbare Kadenzen. Das mag auf den ersten Blick eher langweilig klingen, doch können diese Stücke, wenn man sie klanglich und musikalisch gut spielt und vielleicht gar noch stilgerecht verziert, durchaus ihren Reiz entfalten. Und schließlich handelt es sich im Grunde um Tanzmusik – und zu diesem Behufe wären die Sätze in ihrer formal sehr gleichmäßigen Anlage tatsächlich gut geeignet.
Ein weiterer Vorteil der Stücke ist, dass sie vom technischen Anspruch her bereits für nur etwas fortgeschrittene AnfängerInnen beispielsweise auf Traversflöte, Oboe oder Querflöte spielbar sind (auf der Violine muss zumindest schon das Lagenspiel beherrscht werden). Und auch der sehr leicht ausgesetzte Generalbasspart ist für leicht fortgeschrittene PianistInnen oder OrganistInnen gut machbar, sofern sie Akkorde gut lesen können. Setzt man die drei (oder vier, wenn man noch ein Bass­instrument im Continuo mitspielen lässt) relativ einfachen Partien aber zusammen, kann man sich an einem netten und auch auf Vorspielen etwas hermachenden Ergebnis erfreuen.
Der Ambitus für beide Melodieinstrumente umfasst die beiden Oktaven c’ bis c”’, wobei nicht in allen Suitensätzen auch alle Töne vorkommen. Die Länge der Stücke reicht von zwölf Takten bis zu knapp 60 (plus Wiederholungen): kurze Formate also, die sich auch von jüngeren Musi­kanten schnell erlernen lassen. Auch hinsichtlich der Vorzeichen gibt es keine Einschränkungen, da die erste Suite in C-Dur, die zweite in d-Moll steht.
Rhythmisch bestehen die höchsten Hürden in einer gelegentlichen Synkope; in dieser Hinsicht sind die meisten Tänze so schlicht gehalten, dass man den InterpretInnen stilistisch angemessene rhythmische Variationen nur wärmstens ans Herz legen kann – ein didaktischer Nebeneffekt.
Andrea Braun