Harada, Moto
Zwölf Traumgeschichten
für Klavier
Der Japaner Moto Harada ist Klavierlehrer an der Universität Hildesheim und konzertierender Pianist. Er studierte in Tokio und Warschau und beendete seine Ausbildung in Hannover als Student von Karl-Heinz Kämmerling mit dem Konzertexamen. Seine Freude am Komponieren entdeckte er 2009 bei einem Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln, deren reiche Tierwelt ihn zu einem Klavierzyklus inspirierte. Seitdem entstanden einige Lieder und zuletzt die Zwölf Traumgeschichten für Klavier. Diese wurden für den Unterricht komponiert, wobei Harada sowohl an seine Studierenden an der Universität als auch an jüngere SpielerInnen denkt. Die leichtesten der kurzen Charakterstücke können bereits im zweiten Unterrichtsjahr bewältigt werden, die schwierigsten etwa im sechsten Jahr.
Die Musik ist tonal, gelegentlich mit dissonanten Zuspitzungen. Septakkorde werden als Konsonanzen behandelt, was den Stücken einen leicht jazzigen Sound verleiht. In vielen Stücken sind parallel verschobene Akkorde stilbildend, oft verbunden mit ostinaten Begleitfiguren. Die Kadenzharmonik tritt demgegenüber in den Hintergrund. Resultat ist eine angenehm zu hörende, wenn auch etwas spannungsarme Musik, die vielen jugendlichen SpielerInnen gut gefallen dürfte.
Die ruhigen Stücke sind oft mit Naturstimmungen assoziiert (Das Meer, Der Wind, Sternenlicht), während die lebhaften Titel bildhafte Szenen evozieren (Wasserball, In Eile). Die Stücke sind gut durchgeformt sowie dynamisch und artikulatorisch genau bezeichnet. Durchweg gelingt es dem Komponisten, klare pianistische Aufgabenstellungen in einer musikalisch ansprechenden Form zu präsentieren. In den ruhigen Stücken geht es hauptsächlich um eine schöne Tongebung und um dynamische Differenzierung der Stimmen. Wasserball ist eine Etüde für springende Dreiklänge und Oktaven mit alternierenden Händen. Blumengarten im Stil eines Musette-Walzers bringt flinke Figurationen der rechten Hand. Im Marsch muss die rechte Hand unter der ruhigen Melodie eine ununterbrochene Kette repetierender Sechzehntel bewältigen. Das abschließende Stück Aufwachen stellt vertrackte rhythmische Aufgaben.
Das Heft ist aufwendig ausgestattet mit zwölf ganzseitigen Grafiken des Künstlers Moritz Götze. Es sind keine Illustrationen zu den Stücken, sondern eigenständige Bilder, die in ihrem teils surrealen, teils naiven Charakter lediglich durch die Assoziation des Träumerischen lose mit den Kompositionen verbunden sind. Die schöne Ausstattung trägt freilich zum recht hohen Preis des Hefts bei.
Sigrid Naumann