Benz, Martina / Elias Betz / Barbara Busch

„Ganz.Ohr.Sein“

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim: Die Musikpädagogik präsentierte sich im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen“

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 13

Musikhören ist eine weit verbreitete Praxis in der Gesellschaft: Die nahezu uneingeschränkte Verfügbarkeit von Musik im Zuge neuer digitaler Möglichkeiten macht das Hören von Musik zu einem festen Bestandteil des Alltags. Zugleich besteht auf Grund der freien Zugänglichkeit die Gefahr, Musik lediglich kompensatorisch zu hören und in routinierten Wahrnehmungsmustern zu verharren.

Mit der Veranstaltungsreihe „Kompetenz Hören als Schlüssel zur Musik“ gelang es dem Fach Musikpädagogik mit seinen verschiedenen Studiengängen an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, diese Eindimensionalität des Musikhörens aufzubrechen und das Musikhören in seiner Komplexität zu entfalten. Unter dem Motto „Ganz.Ohr.Sein“ wurden nicht nur erprobte Wahrnehmungsweisen vertieft, sondern neue, überraschende Hörerfahrungen ermöglicht, die das Publikum berührten und die Beziehung der Zuhörenden zur Musik positiv veränderten.
Die FachvertreterInnen der musikpädagogischen Studiengänge an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim – Martina Benz, Elias Betz, Barbara Busch, Frank Dorn und Simone Reisner – luden alle Interessierten zu insgesamt acht Einzelveranstaltungen[1] in die Mannheimer Musikhochschule ein: Die Auftaktveranstaltung im Oktober 2019 sowie der Berufsinformationstag im Dezember 2019 bildeten den Rahmen. In den dazwischen liegenden Wochen fanden musikpädagogisch umfassend aufbereitete Konzerte[2] und Schulveranstaltungen statt. In einem interdisziplinär konzipierten Symposium, einem musizierpraktischen Studientag[3] sowie in einem Wissenschaftsgespräch, das Musikermedizin und Musikpädagogik in einen Dialog brachte, spiegelte sich die Tatsache wider, dass Musikpädagogik als Handlungswissenschaft zu verstehen ist. So präsentierte sich die Musikpädagogik als ein Studienfach mit vielfältigen beruflichen Perspektiven, die künstlerisch-pädagogische Tätigkeiten u. a. in allgemeinbildenden Schulen, Musikschulen, Kindertagesstätten, Seniorenheimen und wissenschaftlichen Institutionen (Universitäten und/oder Kunsthochschulen) umspannen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Hochschulrektorenkonferenz haben diese Veranstaltungsreihe im Rahmen ihres Projekts „Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen“ finanziell ermöglicht. Vorausgegangen war ein ebenso aufwändiges wie anspruchsvolles Bewerbungsverfahren, dem sich über 40 Universitäten und Hochschulen bundesweit gestellt hatten. Die Mannheimer Musikpädagogik überzeugte die Jury mit ihrer fachlich fundierten, künstlerisch-pädagogisch ansprechenden Projektkonzeption.
Der Rückblick auf dieses Projekt zeigt exemplarisch, dass in Musikhochschulen des frühen 21. Jahrhunderts die Entfaltung künstlerischer Expertise Hand in Hand geht mit interdisziplinärem Denken und künstlerisch-pädagogischer Professionalisierung. Wir halten dies für einen geeigneten Ansatz, damit Musikhochschulen auch in Zukunft unverzichtbarer Bestandteil der Kultur- und Bildungslandschaft sind.

[1] Weitere Informationen sind auch dem Programmheft der Veranstaltungsreihe zu entnehmen.
[2] Busch, Barbara/Schulze, Marno: „#darkroomconcerts. Soundwalk und Konzerte an geheimen Orten – Beispiel für ein besonderes Veranstaltungsformat“, in: üben & musizieren, 39. Jg., 2022, Heft 1, S. 30-33.
[3] Behschnitt, Rüdiger: „Bewusstes Hören. Ein Studientag an der Musikhochschule Mannheim ging dem Hören, Lauschen und Lernen nach“, in: üben & musizieren, 37. Jg., 2020, Heft 1, S. 48-49, online unter https://uebenundmusizieren.de/artikel/bewusstes-hoeren